Motto
Für meine beiden Lieben
Kinder sind
Inspiration
*
Inspiration ist die
Quelle der Phantasie
*
Phantasie
ist der Anfang
*
Machtstreben
das Ende
*
Hoffnung
die Quelle des Ursprungs
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
Prolog
Maximus konnte mit Chania, seiner Familie und Freunden aus Bayern, die Welt vor dem Herrscher der Zwischenwelt und dessen mächtiger Armee retten. Freundschaft und Zusammenhalt hatten den bösen Herrscher besiegt. Der Himmel hatte sich aufgetan und alles was geschehen war rückgängig gemacht. Die Welt bekam ein neues Gesicht und die Menschen eine neue Chance. Davon bekamen diese jedoch nichts mit. Es war so, als wäre nichts geschehen. Nur eine Handvoll Menschen, Chania und die Familie von Maximus wussten davon. Doch der Sieg über das Böse war noch lange nicht ausgestanden, denn Vanillia und der Opa befanden sich noch in der Zwischenwelt. Und der Herrscher hatte bereits einen neuen Plan.
Schmerzlicher Verlust: „Verlust ist wie ein endlos blutiger Stachel im Herzen“
Verdammt! Wir hatten Vanillia und den Opa vergessen! Sie waren immer noch in der Zwischenwelt gefangen. Bei dem Gedanken daran begann ich zu schwitzen. Wie hatte ich das vergessen können? Verstohlen musterte ich die anderen, aber sie schienen es noch nicht realisiert zu haben. Ich spürte, wie sich jede Faser meines Körpers versteifte und wie von allein, als könne ich von dort Hilfe erwarten, streckte ich die Hände in Richtung Himmel. Meine Eltern zuckten bei dieser Geste zusammen und blickten mich entsetzt an. Jetzt hatten auch sie es verstanden. Mama schlug sich die Hand vor den Mund, ihre Augen waren unnatürlich geweitet. Sie japste plötzlich nach Luft und war anscheinend kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Papa konnte sie gerade noch abstützen.
»Maximus«, stammelte sie, »wir haben vor lauter Freude Vanillia und Opa vergessen. Die Welt ist gerettet, doch wir haben sie dafür geopfert!«
In ihren Augen sammelten sich die Tränen. Die Schultern sanken nach vorn und ihr Gesicht war ganz blass. Unendliche Traurigkeit sprach aus ihren Augen, als sie ihren Mann anblickte. »Verloren, sie sind verloren!« Sie seufzte tief, rang erneut nach Atem und sackte bewusstlos in die Arme von Papa. Dieser hielt sie krampfhaft fest. Wortlos, wie in Trance, trug er sie auf seinen starken Armen, zurück ins Schloss. Wie eine kleine Prozession folgten wir ihm schweigend. Selbst die zwei Reggies zogen ihren Schwanz ein und senkten die Köpfe, als verstünden sie was passiert war. Die Freude über den Sieg, hatte sich schlagartig in Niedergeschlagenheit verwandelt. Alle waren bedrückt und geknickt. Als die Schwestern Steffi und Marie mit ihrer Familie über die Schwelle des Schlosses traten blieb ihnen der Mund offenstehen. Wie angewurzelt blieben sie stehen und sahen sich staunend um, verharrten eine Weile. In der Mitte der großen Halle hing ein Leuchter mit bestimmt 30 Kerzen von der Decke hinunter, unter ihm ein runder roter Teppich mit seltsamen Ornamenten. Der Leuchter schien aus Glas zu sein, denn er glitzerte wie ein Bergkristall in dem sonst düsteren Raum. An den Wänden hingen alte Bilder, eingerahmt von Säbeln und anderen Waffen. Es schien so etwas wie eine Ahnengalerie zu sein. In der Mitte des Raumes, genau über dem Leuchter, führte eine mit rotem Samtteppich belegte Treppe zu den oberen Räumen und teilte sich ab der Hälfte wieder in zwei Treppen. Dazwischen hing ein großes Wappen, das wiederum von zwei Leuchtern mit mehreren Kerzen beleuchtet wurde. Die Wände wirkten renoviert, denn sie erstrahlten in einem schönen Ockergelb. Das hatten wir meiner Mutter, der Gräfin zu verdanken, denn sie wollte durch den hellen Anstrich unser Schloss freundlicher wirken lassen.
»Wow«, knurrte Opa Fitus und Oma Friedl nickte zustimmend, »das ist ja ganz anders, als die Schlösser, die ich kenne.«
»Ja«, bekräftigte Oma Friedl, »Schloss Nymphenburg, die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau, oder die Schlösser an der Loire sind wirklich ganz anders, irgendwie viel verschnörkelter und verspielter, aber es gefällt mir trotzdem.«
Marie und Steffi hatten sich mittlerweile wieder gefangen, schlossen gleichzeitig ihren Mund und strahlten wie ein Honigkuchenpferd.
Unser Vampirschloss gefiel ihnen also. Da hatte ich mir ganz umsonst Gedanken gemacht, dass sie sich davor fürchten würden. Es war anders als normale Schlösser, denn es strahlte auf seine Art und Weise sowohl Eleganz, als auch Mystik und irgendwie auch eine unheimliche düstere Atmosphäre aus. Eben eine gelungene Mischung aus allem. Alleine die Stimmung im Eingangsbereich war überwältigend. Überall brannten Kerzen in den Leuchtern und das, obwohl es im Schloss natürlich schon längst Strom gab. Zwei sich gegenüber hängende Spiegel vervielfachten den Lichterschein und gaukelten einen riesigen Raum vor mit abertausenden von strahlenden Punkten. Papa war in diesen Dingen etwas altmodisch und hatte zur Feier des Tages unsere Gäste mit dieser besonderen Stimmung beeindrucken wollen. Und der Anblick verfehlte seine Wirkung nicht.
»Ich träume wohl«, murmelte die Mutter und die Oma stimmte ihr bei.
»Zwick mich mal«, meinte die Oma lächelnd zum Opa, »ich glaub das einfach nicht, dass ich auf meine alten Tage noch in einem Vampirschloss gelandet bin. Es ist, als hätten wir ein paar Jahrhunderte Zeitreise hinter uns. Davon abgesehen, hätte ich mir niemals gedacht, jemals in meinem Leben ein Vampirschloss zu betreten.« Sie strahlte übers ganze Gesicht. Der Opa tat wie sie ihm befohlen hatte und zwickte die Oma fest in den Po.
»Aua, sag mal spinnst du?! Das war doch nicht ernst gemeint. Und vor allem nicht so fest!«, murrte sie und rieb sich die Stelle.
Der Opa gluckste, er fand das wohl richtig amüsant.
Wir sahen uns an und prusteten los. Die Spannung löste sich wie Morgendunst schlagartig auf. Selbst ich und Chania lachten uns schief und krumm.
Das Eis war gebrochen und das Fest konnte beginnen. Vergessen war für kurze Zeit die Vergangenheit und die Zukunft. Im Moment zählte nur das Hier und Jetzt. Mein Vater, ein echter Graf, hatte nur leicht die Mundwinkel nach oben gezogen. Er kümmerte sich nicht weiter um das Gekicher der anderen und brachte meine immer noch ohnmächtige Mutter ins warme Kaminzimmer. In einem der Spiegel sah ich, wie er sie sanft auf die Couch vor dem lodernden Kamin legte und ihre blassen Wangen streichelte.
»Wach doch endlich wieder auf, mein Schatz.«
Doch meine Mutter rührte sich nicht.
Mein Vater seufzte laut, als ich mit dem schweren Vamuraibuch, das ich noch schnell geholt hatte, keuchend ins Kaminzimmer stolperte. Das Buch war verschlossen und der blaue Rauch war versiegt.
»Pa«, stammelte ich. »Kann ich Mama nicht doch helfen? Soll ich das Vamuraibuch öffnen und Vanillia und den Opa aus der Zwischenwelt holen?«
Mein Papa nickte, sah mich aber nicht an und ich war nicht sicher, ob er mir überhaupt zugehört hatte.
Zögernd legte ich das Buch vor den Kamin auf das Tischchen und strich vorsichtig über den mystischen alten Einband. Meine Finger glitten über den schwarzen Ledereinband, der im Laufe der Jahrhunderte feine Risse bekommen hatte. Ich konnte die Buchstaben ertasten. Plötzlich zuckte ich zusammen. Es war, als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen. Ein Kribbeln, wie von tausenden von Ameisen, durchlief meinen Körper, ließ mich erschaudern und ich hielt gebannt den Atem an. Was war das? Wollte das Buch doch wieder mit mir Kontakt aufnehmen, oder wollte es mich warnen? Schweigend betrachtete ich es und verharrte einen Moment.
»Was ist los, Maximus?«, fragte mein Vater, der die Szene wohl doch beobachtet hatte, »wieso öffnest du das Buch nicht, mein Junge?« Ich verdrehte die Augen, wusste er genau, dass ich es nicht leiden konnte, als Junge angesprochen zu werden. Schließlich war ich fast erwachsen.
»Ich weiß nicht, Papa. Es ist nicht so wie die anderen Male. Es scheint, als ob das Buch etwas dagegen hat und sich weigert.«
»Unsinn, Junge, es ist unsere einzige Chance, mit der Zwischenwelt und deiner Schwester in Kontakt zu treten.«
Ich nickte betreten, ergriff mutig nochmal den schweren Deckel und versuchte es erneut zu öffnen. Dieses Mal passierte gar nichts. Es ließ sich keinen Millimeter bewegen. Frustriert gab ich auf und schüttelte abermals den Kopf.
»Was ist denn los, Maximus? Nun mach schon das verdammte Buch auf, du siehst doch, wie schlecht es deiner Mama geht.«
Beklommen blickte ich auf die leblose Gestalt meiner Mutter, packte all meinen Mut und versuchte es erneut. Doch es war wie verhext, das Buch ließ sich nicht öffnen. Ich packte den schweren Deckel und zog mit aller Kraft. »Es geht nicht! Verflucht, ich krieg den scheiß Deckel nicht auf. Das Vamuraibuch will sich nicht öffnen lassen!« Ich spürte Tränen aufsteigen und wischte mir hastig über die Augen. Frustriert gab ich dem Buch einen kräftigen Stoß. Mit lautem Poltern stürzte es auf den Holzboden. »Papa, es geht nicht!«, flüsterte ich mit zittrigen Lippen. Mein Blick fiel auf meine Mutter und mit kaum vernehmbarer Stimme, brachte ich gerade noch ein »ich kann dir leider nicht helfen, Mama!« heraus.
Papa sah mich an und ich konnte Müdigkeit und Verzweiflung in seinem Gesicht lesen. »Oh nein, das darf nicht sein. Ich habe es befürchtet«, meinte er verdrossen und blickte verlegen zu Boden.
»Wie meinst du das, Papa? Was weißt du, was ich nicht weiß? Das kann und darf doch gar nicht sein. Was soll denn jetzt aus Vanillia und Opa werden?«
Papa starrte ins Leere und zuckte resigniert mit den Schultern. Mich fröstelte plötzlich und unwillkürlich schüttelte ich mich. »Ich weiß es selber nicht, mein Junge. Vielleicht war unser kleiner Liebling der Preis für die Rettung der Welt, oder als Tausch für Chania.«
Ein, zwei Minuten lang hing eine hoffnungslose Stille zwischen uns. Ein Ruck ging durch seinen Körper, er streckte sich und seine Augen schienen tief in mich hineinzublicken: »Übe dich in Geduld, das Vamuraibuch braucht noch etwas Zeit.« Ein magisches Leuchten ging von seinen schwarzen Augen aus, das mich faszinierte und gleichzeitig ehrfürchtig erzittern ließ. Es war, als würde jemand seine Worte lenken.
Meine Gedanken fuhren Achterbahn und brachten mein Adrenalin zum Kochen. Ich fühlte mich wie im Fieberrausch, bereit alles zu geben um meine Familie zu retten.
»Echt jetzt? Das glaubst du doch nicht im Ernst, Papa! Boah, ey. Das geht ja gar nicht. Ich werde Vanillia und den Opa nicht opfern! Ich werde sie retten. Sofort!«
Fest entschlossen ging ich zu Mama, nahm sie in den Arm und drückte sie ganz fest an mich.
»Mama! Ich werde dir Vanillia zurückbringen. Ich verspreche es dir. Auch ohne die Hilfe dieses verfluchten Vamuraibuches.«
Dabei strafte ich das Buch eines verächtlichen Blickes, in der Hoffnung eine Reaktion herbeizuführen. Aber das Buch blieb stumm. Kurz schien es allerdings, als ob Mama mich verstanden hätte, denn sie seufzte erneut tief auf.
Daraufhin blies das Vamuraibuch, wie ein wütender Stier, der aus seinen Nüstern schnaubte, blauen Rauch aus den Seiten heraus, der sogleich wieder versiegte.
»Ich glaube, ich habe soeben das Vamuraibuch beleidigt!«, rief ich bestürzt und nahm meine Eltern zärtlich in meine Arme. »Keine Angst, ihr beiden. Wir werden Vanillia wiederbekommen. Und wenn es das letzte ist, das ich tun werde. Ich werde Vanillia und Opa aus den Klauen des Herrschers befreien. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber das Buch hilft uns bestimmt irgendwann.«
Dabei schielte ich verstohlen in Richtung des Vamuraibuches, in der Hoffnung auf irgendein Zeichen und schluckte schuldbewusst. Das Buch ließ sich nicht erweichen, es blieb still.
»Komm, Maximus, lassen wir deine Mutter alleine. Sie muss sich noch etwas ausruhen. Außerdem haben wir Gäste, um die wir uns kümmern müssen.«
Vorsichtig, fast respektvoll, hob er das Vamuraibuch vom Boden auf und legte es auf den Tisch. Dann strich er mit der Hand sanft über den mystischen Einband.
»Ich bin mir sicher, dass du uns zu gegebener Zeit wieder helfen wirst. Alles hat einen Sinn!«
Ich nickte. Was sollte ich auch sonst tun? Vermutlich hatte Papa recht und alles würde sich ergeben.
Als wir zurückkamen, wartete die Familie von Steffi und Marie zusammen mit Chania immer noch im Eingangsbereich. Scheinbar wussten sie nicht, wie sie sich verhalten sollten. Der Opa stapfte von einem Bein auf das andere. Die Warterei machte sie nervös. Steffi und Marie hingegen lümmelten in zwei alten Sesseln.
»Es ist alles meine Schuld!«, seufzte Chania.
»Du kannst doch nichts dafür«, versuchte Marie sie zu beruhigen, sprang auf und nahm sie in den Arm.
»Es wird schon wieder alles gut werden«, meinte Steffi und rutschte auf dem Sessel hin und her. Ich hatte den Eindruck, sie sprach eher sich Mut zu, als Chania. Ihre Blicke wanderten unentwegt im Raum umher, blieben besonders lange an den Bildern unserer Ahnen hängen. Ich konnte ihre Furcht spüren, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es das Schloss an sich oder die Gesellschaft echter Vampire war. Normalerweise war Steffi mutiger als ihre Schwester, aber dieses Mal war es anders herum. Marie war schon immer ein Fan von Vampirgeschichten gewesen und fand augenscheinlich alles sehr spannend und aufregend. Ihre Augen glänzten und sie hatte ein fettes Grinsen im Gesicht.
Vermutlich hing es auch damit zusammen, dass Marie noch phantasievoller und kindlicher war und Gefahren und Realitäten nicht so gut abschätzen konnte wie Steffi.
Ihrer Mutter Inge und den Großeltern ging es anscheinend ähnlich wie Steffi. Sie standen dicht beieinander, unterhielten sich flüsternd. Sie hatten die Köpfe gesenkt.
Entscheidend für mich war im Moment nur, dass das Unglück abgewendet war und der Herrscher der Zwischenwelt verloren hatte.
Mein Vater trat zu der kleinen Gruppe.
»Entschuldigen Sie bitte meine Unhöflichkeit. Meine Frau lässt sich entschuldigen. Das Fest wird vorerst ausfallen. Ich möchte Sie trotzdem gerne bitten, heute Nacht meine Gäste zu sein. Wir werden morgen sehen, wie es weitergeht. Ich darf Sie also alle in den Saal bitten?«
Das Eis war gebrochen. Galant wie er war, schnappte er sich Oma Friedl und führte sie an seinem Arm in einen prunkvollen Raum, unseren Ballsaal. Ich musste grinsen, als ich sah, wie Opa Fitus missmutig hinterher stapfte. Ein Vampir als Verehrer seiner Frau bescherte ihm schlechte Laune. Die Augenbrauen zusammengezogen, presste er die Lippen aufeinander. Oma Friedl hingegen genoss es, so hofiert zu werden und trat hoch erhobenen Hauptes mit dem Grafen in den Saal. Ich kannte Steffi und wusste, dass sie gerne im Mittelpunkt stand. Jetzt wusste ich auch, von wem sie das geerbt hatte. Marie war bescheidener und zurückhaltender, wie ihre Mutter.
Ich nutzte die Ablenkung, für die mein Vater sorgte, und bestellte Essen in einer Pizzeria für unsere hungrigen Gäste. Es dauerte nicht lange und es wurde geliefert.
Papa servierte unseren Gästen dazu einen vorzüglichen Rotwein – sehr süß und schwer wie Blut. Ich wusste, dass er so seine Gelüste nach frischem Blut etwas besser im Zaum halten konnte. Seinen Blicken zufolge war er sowohl von der Oma, als auch von der Mutter sehr angetan. Doch deren Mann hatte ihm von Anfang an sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er von ihr die Finger lassen sollte. Meine Mutter hatte sich mittlerweile auch wieder etwas erholt und war dazu gestoßen. Bleich wie eine Wand, betrat sie den Festsaal und erhellte ihn mit ihrer Anwesenheit. Sie zog alle Blicke auf sich. Mit einem müden, aber freundlichen Lächeln, nahm sie dankbar das Rotweinglas entgegen, das unser Vater ihr reichte und prostete den Gästen zu: »Lasst uns den Sieg über den Herrscher der Zwischenwelt feiern! Ein Hoch auf unseren Sohn Maximus und auf Chania, die Retter der Welt!«
Wie ein Echo hallten ihre Worte durch den Raum und ihre Schallwellen lösten unsere erstarrten Glieder auf. Der süßliche Wein vergaß uns zu vergessen und benebelte bald unsere Sinne. Es wurde zwar kein rauschendes Freudenfest mehr, aber wir waren trotzdem froh, den Herrscher vorerst besiegt zu haben. Müde fielen wir in unsere Betten.
Am nächsten Tag fuhren unsere Freunde aus Bayern wieder nach Hause und das Leben im Schloss ging weiter. Es war ein trauriger Abschied.
»Melde dich sofort, wenn es etwas Neues gibt, Maximus«, meinte Steffi geknickt und drückte mich dabei fest an sich.
»Wenn ihr uns braucht, sind wir sofort zur Stelle«, bestärkte Marie ihre Solidarität und umarmte Chania.
Auch die beiden Reggies beschnüffelten sich nochmal und zogen dann ihre Schwänze ein. Sie wäre wohl gerne noch etwas länger zusammen gewesen. Mein Reggie kam danach zu mir, stupste mich an und bellte laut. Ich hasste in diesem Moment meine eigene Hilflosigkeit. Dieser innerliche Hass sorgte jetzt dafür, dass meine unendliche Traurigkeit verflog und ich neue Kraft und Mut verspürte.
»Macht euch keine Sorgen, ich werde bestimmt eine Lösung finden. Dieser Drecksack bekommt Vanillia nicht! Wenn ich Hilfe brauche, melde ich mich und falls euch etwas einfällt, meldet euch!«, meinte ich bestimmt und mit einem verschmitzten aber Lächeln zu Chania gewandt, »und du hast hoffentlich aus allem gelernt und gehst deinem Vater nicht mehr auf den Leim.«
Chania fand das gar nicht so lustig und blickte mich nur todtraurig an. Sie schien trotz alledem Heimweh nach ihren Eltern zu haben. Ihre Liebe schien unermesslich und unerschütterlich zu sein. Schließlich nickte sie müde und umarmte ihre beiden Freundinnen ein letztes Mal.
Danach verlief unser Leben eigentlich fast wie vorher, nur dass jetzt statt Vanillia Chania bei uns wohnte. Neben Chania hatte auch meine Mutter ihr Lächeln verloren. Sie verrichtete zwar nach wie vor ihre Arbeiten, doch es war, als würde sie das alles wie in Trance machen. Ihr Blick bestanden nur aus tieftraurigen Augen, die hoffnungslos umherblickten. Einige Male versuchte ich es noch Kontakt über das Vamuraibuch, doch es blieb einfach still. Kein Rauch – gar nichts. Optisch hatte es sich nicht verändert, aber es war nur noch ein normales Buch mit leeren Seiten. Vielleicht musste es einfach nur neue Kraft schöpfen, um eines Tages wieder mit geballter Kraft agieren zu können.
Verloren und vergessen in der Zwischenwelt „Nichts ist so wie es scheint, doch vieles kann scheinen wie es ist“
»Opa wo bist du?« murmelte Vanillia benommen. Ihr Kopf fühlte sich an, als würden tausend Bienen in ihm herumschwirren. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie hatte gerade noch mit Opa gesprochen, als der weiße Rauch ihren Körper erfasste und sie durch die Gänge nach oben transportierte. Vanillia fühlte sich wie in einem Wattekokon, eingehüllt in weißen Rauch, von dem aus sie kaum durchsehen konnte. Eine kleine Ewigkeit trug sie dieser Kokon wie eine Welle sicher durch die Gänge des Schlosses. Vanillia hatte aus den Augenwinkeln heraus eine Schattierung von Opa an der Wand gesehen und wollte ihm noch was zurufen. Ihre Lippen bewegten sich und versuchten Worte zu formen, doch es kam kein Laut aus ihrem Munde. Im Freien angekommen, legte sie der weiße Rauch sanft auf der Wiese ab und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Es war die Blumenwiese von Chania, in der jetzt Vanillia ihren Platz eingenommen hatte. Ein warmer Sonnenstrahl begrüßte Vanillia und sie genoss die unverhoffte Wärme. Langsam, noch etwas benommen rappelte sie sich auf.
‚Wo bin ich nur? fragte sie sich, ‚bin ich zu Hause, oder immer noch in der Zwischenwelt?‘
Alles um sie herum sah so freundlich aus. Ein bunter Schmetterling machte es sich auf ihrem Oberschenkel bequem. Vanillia wollte nach ihm greifen, doch dieser löste sich einfach wieder auf.
»Wo bist du hin kleiner Schmetterling? Träume ich das etwa alles. Wo bin ich denn nur?«
Vom Sonnenlicht gereizt, fingen ihre Augen an zu Tränen, als würden die Sonnenstrahlen kleine Löcher in ihre Augäpfel brennen. Chania rieb sich die Augen und fühlte, wie eine unerklärliche Müdigkeit sie überfiel. Im Moment fühlte sie sich beschützt. Der Herrscher konnte ihr nichts anhaben.
Der Vampiropa hatte die Szene beobachtet und nichts dagegen unternehmen können.
‚Irgendetwas muss passiert sein‘, überlegte er. Ein lautes Krachen riss ihn aus seinen Gedanke und überrollte ihn. Der Tunnel! Er musste schnellstmöglich den unterirdischen Tunnel verlassen. Stürzt er ein?
Hektisch blickte er sich um. Da, eine kleine Einbuchtung. Er rannte so schnell er konnte dort hin. Keuchend presste er seinen Körper an die kalte, nasse Wand und spitzte die Ohren. Während seine Klamotten die Feuchtigkeit wie ein Schwamm aufsogen, wurde das Geräusch lauter. Es schien ihm, als ob es immer näher kommen würde, direkt auf ihn zu. Panik machte sich in ihm breit und er spürte, wie sein Adrenalin, wie ein reißender Fluss durch seine Adern schoss. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Haut und überzogen sie mit einem feinen Film. Jetzt klebte er wortwörtlich an der Wand, unfähig sich zu bewegen. Er spürte er einen heftigen Luftzug. Überrascht spähte er vorsichtig aus der Einbuchtung hervor. Da sah er das Übel auf sich zukommen. Das rote Licht des weißen Raumes schoss wie ein Wirbelwind entlang des langen Ganges. Zusätzlich hallte lautes Fluchen. Es war der Herrscher der Zwischenwelt, der zusammen mit seiner Frau inmitten des roten Lichtes umher geschleudert wurde. Opa konnte gerade noch seinen Kopf zurückziehen und wurde dann durch die Druckwelle noch fester an die Wand gepresst. In Windeseile flogen beide an ihm vorbei. ‚Nur weg von hier‘, dachte sich der Opa und wollte schon seinen Platz verlassen, als er von grellem Licht geblendet, erneut zurückschreckte. Dieses Mal war es Vanillia, die umhüllt von weißem Licht an ihm vorbei flog. Es war ihr entsetzter Blick, der sein Blut in den Adern schockgefrieren ließ. Chania mein Schatz, was passiert mit dir?
Es folgte ein lautes Krachen vom anderen Ende des Ganges, dann war es still. Das musste vom Herrscher und seiner Frau gekommen sein. Der Opa lugte vorsichtig aus seinem Versteck hervor, doch jetzt war niemand mehr zu sehen. Zögernd und behäbig schlürfte er zum anderen Ende des Ganges in Richtung des weißen Raumes. Dort angekommen, versperrte ihm die schwere mächtige Türe des weißen Raumes den Weg. Ein Büschel blonder Haare lag vor der Türe. Wortlos hob der Opa es auf. »Chanias blonde Haare«, murmelte er.
Es half nichts, der Zugang zum weißen Raum und somit zu den fünf Kontinenten war wieder verschlossen. Die Tunnel hatten sich vermutlich aufgelöst und die Zwischenwelt war von der realen Welt abgeschnitten. Der Herrscher konnte von dort aus nichts mehr in den Kontinenten anrichten. Doch somit war auch für ihn und die anderen der Weg in die Welt wieder verschlossen.
Wie sollen wir denn jetzt in die Welt zurück? Hoffentlich kann ich noch mit dem Vamuraibuch Kontakt aufnehmen. Wohin hat das weiße Licht Vanillia nur gebracht?
Der Opa seufzte auf. Seit er seinen Körper wieder komplett hatte, war er viel feinfühliger geworden. Eine unendlich große Traurigkeit machte sich in ihm breit und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Mit gesenktem Kopf schlurfte er langsam zurück, doch der Gang wollte einfach nicht enden, er schien endlos geworden zu sein.
Wieso hört der Gang nicht auf? Willst du mich hier gefangen nehmen? Was passiert denn jetzt schon wieder? Ich will hier raus!
Er wusste ja nicht wirklich, was vorhin alles passiert war, er konnte nur hoffen, dass die Welt gerettet war. Bevor der weiße Raum den Herrscher und seine Frau herauskatapultiert hatte, war er schon fast vollständig in rotes Licht eingehüllt gewesen. Plötzlich hatte ein heftiger Windzug den Raum mit der Kugel und den Federn erfasst. Jede einzelne Federn wurde in den jeweiligen Tunnel transportierte und von ihm eingesogen. Dann verschwanden die fünf Tunnel. Sie lösten sich einfach auf. Der rote Rauch hingegen umhüllte gleichzeitig den überraschten Herrscher und seine Frau. Der konnte gerade noch nach der Kugel greifen und hielt sie fest an seinen Körper gepresst. Die große Türe, flog durch den heftigen Sog, mit einem großen Knall zu. Der weiße Raum, oder was davon noch davon übrig war, war wieder zu. Verschlossen für immer und ewig und die Tunnel zu den Kontinenten zerstört. Der rote Rauch wirbelte danach den Herrscher und seine Frau so heftig durcheinander, dass beide sofort bewusstlos wurden. Sie wurden in Windeseile den Tunnel entlang befördert, vorbei am staunenden Opa, der nichts damit anfangen konnte. An seinem Ziel angelangt, ließ er die leblosen Körper auf den harten Boden des Thronsaals fallen und löste sich auf. Der Herrscher hielt trotz allem immer die Kugel krampfhaft mit seinen Händen fest. In dieser Stellung blieben beide eine Weile regungslos liegen und bemerkten so nicht, dass sich die Zwischenwelt veränderte. Die Köpfe auf den Feldern lösten sich in Nichts auf und zurück blieben normale Felder. Die Pferde mit den merkwürdigen Schädeln wurden zu normalen Pferden und auch von den Kreaturen blieben nur harmlose Diener übrig, die verstreut um das Paar herum im Thronsaal lagen. Es war, als hätte sich die böse grässliche Zwischenwelt in eine harmlose verwandelt.
Tja, wären da nicht die Rachegedanken des Herrschers gewesen, die ihn selbst im Traum verfolgten. Er war immer noch voller Hass und als er im Traum realisierte, dass seine geliebte Chania für immer weg sein würde, drehte er fast durch.
»Dieser Mistkerl«, brummte er, »er hat mit meine Tochter genommen, meine liebe Chania.«
Jetzt schluchzte er fast wie ein kleines Kind und schüttelte sich angewidert. Es war, als würden zwei Wesen gleichzeitig mit ihm kämpfen und jede einzelne Faser seines Körpers beherrschen. Gut und Böse versuchten ihn auf seine Seite zu ziehen.
Durch sein Schluchzen erwachte seine Frau. Sie rieb sich die Augen und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Ihr Mann krümmte sich schweißgebadet am Boden und hatte sich dennoch stark verändert. Sein Gesicht – keine Furunkel, Warzen – nichts. Alles wie weggeblasen.
»Hä? Ist das mein Alter? Wie sieht der denn aus? Sein Gesicht ist so verändert. Fast wie früher – was ist denn passiert?«, überlegte die Frau des Herrschers laut und rieb sich erneut die Augen. Doch was sie vor sich sah, war die Realität. Ihr Mann hatte sich tatsächlich verändert. Er sah fast so aus wie früher, bevor beide in die Zwischenwelt verbannt wurden, nur ein bisschen älter. In Gedanken versunken sah sie sich wieder als junge Frau, die in ihren Mann verliebt war und eigentlich nichts Böses wollte. Doch der Mann in den sie sich verliebt hatte, war damals schon ein selbstverliebter Tyrann gewesen, der viele Menschen durch einen Krieg, den er angezettelt hatte, auf dem Gewissen hatte. Sie war damals so dumm gewesen und hatte ihm vor lauter Verliebt sein auch noch dabei unterstützt. Sie seufzte laut. Sehnsucht erfüllte ihre Augen und sie begannen zu glänzen.
Der Herrscher bemerkte, dass ihn jemand fixierte und blickte in die leuchtenden Augen einer schönen, reifen Frau. Wo ist mein Weib? Wer bist du? Träume ich? Was ist passiert? Er rieb sich die Augen, machte sie nochmal kurz zu und öffnete sie erneut. Du bist es!
Seine Frau hatte sich wirklich verändert. Die Furunkel und Warzen im Gesicht waren verschwunden. Kurz befühlte er sein Gesicht. Es fühlte sich auch glatter an.
Fasziniert blickte er seine Frau an. Sie war fast so schön wie damals, als sie in die Zwischenwelt verdammt wurden. Ein magischer Zauber ließ den Raum erstrahlen. Lautlos umarmten sie sich und vergaßen das hier und das jetzt. Beide genossen es auf ihre Art, doch beide fühlten, dass sie eine neue Chance bekommen hatten. Überwältigt von seinen neuen Gefühlen, vergoss der Herrscher ein paar Krokodils Tränen, als er plötzlich aufschluchzte und stammelte: »Chania – wo ist unsere Chania! Versteh doch Frau, unsere Chania ist weg! Diese verdammten Vampire haben sie uns genommen. Wir werden unsere kleine Tochter nie mehr wieder sehen. So versteh doch!«
Mutlos sank er in sich zusammen, entglitt dabei seiner Frau, die noch versucht hatte, nach ihm zu greifen. Als auch sie die Tatsache realisiert hatte, nickte sie betrübt und sank völlig entkräftet zu ihrem Mann auf den Boden. Dort nahm sie ihn wortlos in die Arme und versuchte erneut seinen Körper und seinen Geist zu beruhigen. Doch sie schaffte es nicht und verlor dabei selbst ihre Mitte. Sie musste zusehen, wie ihr Mann in einen tranceähnlichen Zustand verfiel und in seiner eigenen Welt gefangen wurde. Mittlerweile schäumte er aus den Mundwinkeln und sein Gesicht war merkwürdig verzerrt, er war nicht mehr ansprechbar und ließ sich auch von seiner Frau nicht beruhigen.
»Was ist denn los mit dir, beruhige dich doch!« schrie sie verzweifelt und zu den Dienern die selber noch etwas benommen auf dem kalten Boden lagen: »So helft mir doch, bitte!«
Der Herrscher wand sich immer unkontrollierter am Boden und sein glasiger Blick ging durch seine Frau hindurch. Die Diener waren mittlerweile, noch etwas benommen, zu ihrem Herrscher gestürzt und versuchten erfolglos den wild um sich strampelnden Körper festzuhalten.
Völlig entkräftet wand sich der Herrscher nochmal und fiel dann wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. Fragend blickten die Diener ihre Herrin an, doch diese zuckte ratlos mit den Schultern. Es war ihr, als würde ein Tornado durch ihre Gehirnzellen rasen und sie hielt sich schmerzerfüllt den Kopf. Dann sank auch sie kurz bewusstlos zusammen. Als sie wieder erwachte, fühlte sie nur eine Leere in ihrem Kopf und all ihre Erinnerungen waren plötzlich wie weggeblasen. Sie konnte mit der Realität ebenso wenig anfangen, wie ihre Diener, die wortlos den leblosen Körper eines Mannes - ihres Mannes - in sein Gemach trugen. Dieser hatte wohl eine sehr starke Gehirnwäsche hinter sich, denn er blieb dort regungslos liegen. Als er wieder erwachte waren bereits einige Tage vergangen. Er wusste zwar nicht warum, aber sein erster Gedanke galt seiner Tochter. Viele Erinnerungen waren ihm genommen worden, doch dass seine Tochter nicht mehr hier war, das spürte er. Die Glaskugel lag friedlich neben ihm am Nachtkästchen. Nachdenklich nahm er sie in beide Hände und fragte sie: »Kannst du mir bitte zeigen was passiert ist? Wo ist meine geliebte Tochter Chania? Wie geht es ihr?«
Die Kugel leuchtete hell auf. Er sah zerstörte Kontinente und seine Tochter Chania, wie sie sich mit den Vampiren und einer Familie vereinte. Gott war gnädig und machte alles rückgängig. Die Welt wurde gerettet.
Dem Herrscher fiel plötzlich alles wieder ein.
»Das war es also! Die Verbindung – die Freundschaft zwischen Menschen, Vampiren und der Zwischenwelt hat mich also besiegt. Diese gläubige Familie aus Bayern ist schuld daran. Na wartet, ich werde euch mithilfe der Kugel und meiner Gedanken zerstören«, grummelte er, doch im Moment war noch alles zu viel für ihn, und er fiel abermals in einen tiefen Schlaf. Der Wille des Herrschers war noch lange nicht gebrochen und er wollte unbedingt seine Tochter zurück haben. Das Böse hatte immer noch Macht über ihn und er bastelte selbst im Schlaf an einem Plan, diese Familie zu zerstören.
Die Tropfen der Vergessenheit „Vernebelt mögen sein die Sinne, das Herz über alles gewinne“
Vanillia räkelte sich. Sie fühlte sich wieder besser. Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht. Ihre Nase kitzelte, als sie die Augen öffnete, weil dort ein bunter Schmetterling auf ihrer Nasenspitze saß. Vanillia musste lächeln und für einen Moment waren all die schrecklichen Ereignisse und Gedanken weggeblasen. Sie genoss das Gefühl der Stille und beobachte den bunten Schmetterling aus den Augenwinkeln heraus. Dieser schimmerte wie ein Regenbogen, in den schönsten Farben. Ich muss ihn mir näher anschauen. Sie versuchte ihn vorsichtig auf den Finger zu bekommen. Er schlief wohl und machte keine Anstalten auf den Finger zu gehen. Vanillia lachte.
»Dir gefällt´s wohl auf meiner Nasenspitze. Komm setz dich doch auf meinen Finger, damit ich dich besser betrachten kann.«
Dabei stupste sie ihn wohl ein klein wenig zu heftig an. Der Schmetterling erschrak sich und flog weg.
»Schade«, murmelte Vanillia, »jetzt bist du doch weggeflogen.«
Traurig blickte sie ihm nach. Die Farben des bunten Schmetterlings schimmerten wie Glitzersteine im Sonnenlicht, als er hochflog. Sehnsüchtig blickte ihm Vanillia nach und sah sich etwas näher um. Vor ihr lag eine Wiese mit vielen schönen, bunten Blumen und in der Mitte stand ein Apfelbaum, an dem schöne rote Äpfel hingen. Es war die schönste Blumenwiese, die sie jemals gesehen hatte.
Es riecht so gut und frisch hier. Sie kniete sich nieder und strich mit ihren kleinen Händen über die grünen Grashalme, die sich leicht im Wind bewegten. Sie waren ganz weich. Sie bekam Lust ihre Schuhe auszuziehen und setzte sich in das knöchelhohe Gras, darauf bedacht keine der schönen Blumen umzuknicken. Eine blaue Blume neben ihr hatte es ihr besonders angetan. Sie ragte kelchartig aus dem Gras hervor und an ihrem Stil waren grüne Blätter. Ich muss unbedingt daran riechen. Ihre Nase berührte fast die Blüte und sie sog wie ein Verdurstender den Duft ein. Es war eine Mischung aus süß und fruchtig, die ihre Sinne betörte und das Glück in ihren Körper strömen ließ. Überwältigt von ihren Sinnen stand sie auf, genoss das sanfte Kitzeln an ihren Fußsohlen und streckte ihre Hände glücklich gegen den strahlend blauen Himmel. Eine angenehme Wärme machte sich in ihrem Brustkorb breit und es fühlte sich an, als ob sie zu Hause wäre. Sie fühlte sich mit dieser Wiese auf eigenartige Art und Weise verbunden. Doch wie konnte das sein? Ich war doch gestern noch in der Zwischenwelt. Irgendetwas stimmte hier nicht. Vanillia grübelte. Und dann realisierte sie es.
Die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Wo bin ich? Das kann nicht die Zwischenwelt sein. Der Himmel ist dort grau und es gibt es keine Sonne.
Vanillia blickte sich nochmal um und sah immer noch die wunderschöne Blumenwiese und den Apfelbaum. In ihrem Kopf hämmerte es, als ob tausend Nadeln sie stechen würden. Schmerzerfüllt hielt sie sich den Kopf und versuchte sich erneut zu erinnern.
Bevor ich einschlief war ich doch in der Zwischenwelt. Was ist zwischenzeitlich passiert? Vanillia konnte sich keinen Reim darauf machen und versuchte sich abzulenken.
Egal, ich schau mir jetzt erst mal die Gegend an. Vielleicht bin ich ja irgendwie in meine Welt gelangt – vielleicht bin ich sogar in der Nähe des Vamuraischlosses?
Ziellos schlenderte sie die Wiese entlang und nahm sich einen der Äpfel, der auf dem Boden lag. Auch der Apfel glänzte im Sonnenlicht. Herzhaft biss sie hinein. Er war so saftig, dass ein kleines Rinnsal aus ihrem Mund tropfte. Sie wischte es mit ihrem Ärmel weg. Es gefiel ihr, was sie dort sah. Gut gelaunt aß sie den Apfel auf und begann dann singend über die schöne Wiese zu springen, als die Stille brach.
»Verdammt nochmal, was ist mit meiner Welt passiert? Wo sind meine Felder? Was ist mit den Köpfen passiert«, brüllte plötzlich eine tiefe Männerstimme. Sie fühlte sich ganz nah an. Vanillias Körper zuckte zusammen und die Töne blieben ihr im Halse stecken. Sie versuchte diese hinunter zu schlucken und hätte sich beinahe an ihrem eigenen Speichel verschluckt. Jetzt nur nicht husten.
‚Ist das der böse Herrscher? Sucht der nach mir? Das ist also Chanias Wiese in der Zwischenwelt, deshalb fühle ich diese Verbundenheit. Ich kann mich doch nicht ewig auf dieser Wiese verstecken. Weiß er dass ich noch hier bin?‘, überlegte sie.
Sie überlegte. Chania hatte ihr erzählt, dass ihre Eltern diese Wiese nicht betreten können. Sie war hier also sicher vor ihm. Abrupt blieb sie stehen und wagte sich nicht mehr zu rühren. Das Herz pochte ihr bis zum Hals.
Hoffentlich hört dieser Mann mein Herz nicht schlagen. Woher kommt die Stimme? Hier ist doch niemand?
Verzweifelt blickte sie sich erneut um.
»Ach Maximus, Mama, Papa – ich vermiss euch so sehr. Helft mir bitte hier raus. Ich möchte wieder heim!«, schluchzte sie plötzlich leise los. Ein Meer von Tränen benetzte ihr Gesicht. Sie konnte gar nicht mehr aufhören. Der Kloß im Hals löste sich.
Der Herrscher spitzte die Ohren. War das nicht eine Mädchenstimme?
»Wer ist da?«, brüllte er mit tiefer Stimme, »Chania bist du das mein Liebling?«
Vanillia stockte der Atem. Kann der mich etwa hören? Bin ich jetzt verloren? Abermals kamen ihr die Tränen und sie schluchzte auf.
Der Herrscher war stehen geblieben und lauschte. Das Weinen war jetzt ganz nahe. Es war so, als ob er direkt daneben stehen würde. Doch seine Augen sahen nichts als ein normales Feld. Kein weinendes Mädchen – nichts.
Bilde ich mir das alles ein? Sind meine Sinne so vernebelt, dass ich Gespenster höre? Selbst meine Nase riecht jemanden. Dieser süßliche Duft - da muss doch ein Mädchen in der Nähe sein.
Vanillia spürte einen männlichen Atem. Vor lauter Angst verschluckte sie den letzten Schluchzer so abrupt, dass er an ihrem Gaumen würgte. Sie wagte sich nicht zu bewegen und verharrte.
Das muss dieser Herrscher sein! Er ist jetzt ganz nah bei mir. Jetzt holt er mich und ich bin verloren!
Ihre Muskeln spannten sich automatisch an. Ihr Körper war bereit fortzurennen, falls er sie entdecken würde. Langsam setzte sie einen Fuß vor. Etwas knackste laut. Ein kleiner Ast, der am Boden lag, hatte das Geräusch verursachte. Vanillias Körper begann wie von alleine wie Espenlaub zu zittern. Jetzt habe ich mich bestimmt verraten. Er wird mich gleich entdecken. Wenn er erfährt wer ich bin, werde ich bestimmt geköpft.
»Wo bist du?«, hallte die Stimme des Herrschers ganz nah.
Vanillia spürte, dass er direkt vor ihr stand. Sie roch seinen schlechten Atem. Angewidert verzog sie ihr Gesicht und hielt die Luft an.
Dennoch spürte sie der Herrscher. Da ist doch jemand. Ich kann den süßlichen Geruch riechen, das muss einfach ein Mädchen sein. Warum kann ich es nicht sehen? Was ist da los in meiner Zwischenwelt?
Der Herrscher hielt tastend seine Hände vor den Körper und beugte sich leicht vor. Diese verschwanden einfach im Nichts. Es war, als würden sie in eine andere Welt eintauchen. Vor Vanillia erschienen diese knapp vor ihrem Gesicht. Sie hatten die unsichtbare Mauer zu ihrer Wiese durchbrochen. Seine Hände tasteten ganz langsam auf sie zu. Um ihnen zu entkommen, wich Vanillia ruckartig zurück, was dazu führte, dass sie das Gleichgewicht verlor und die Hände hochriss. Der Herrscher spürte den Windzug und griff zu. Er fasste Vanillias Arme. Die unsichtbare Mauer löste sich auf und die Wiese verschwand. Vanillia befand sich zusammen mit dem grausamen Herrscher auf einem Feld. Er hielt ihre Arme fest und starrte sie an.
»Wer bist du?«, stammelte er, »du bist so groß wie meine Chania, doch du hast braunes langes Haar. Wie ein kleines Rehlein.« Dabei traten ihm väterliche Tränen in die Augen. Er vermisste seine Chania fürchterlich.
»Ich, ich bin Vanillia«, stammelte Vanillia und starrte den Herrscher mit ihren großen, sanften braunen Augen an, »ich bin die Schwester von ...« Doch sie kam nicht weiter.
»Du bist ein Mädchen – aber nein, du bist ja ein Vampirmädchen!« rief er erbost aus, als er ihre Vampirzähne erblickte.
Vanillia erschrak fürchterlich. Als der böse Herrscher das Wort Vampir ausgesprochen hatte, wurden seine Augen ganz weit und es war, als würden sie Funken sprühen. Sie versuchte sich aus den Klauen des Herrschers zu befreien, aber der Griff seiner Hände verstärkte sich.
»Aua! Du tust mir weh du Ungetüm!« schrie sie vor Schmerz auf.
Die Herrscherin zuckte zusammen. »Chania? Hat Chania geschrien?«, schrie sie und stürmte aus dem Schloss.
In naher Ferne erblickte sie ihren Mann, der mit einem jungen Mädchen rangelte. Sie hatte in etwa die Größe ihrer Tochter, doch statt blonder Haare, hatte dieses Mädchen lange braune und statt blauer Augen, grünbraune.
»Tu ihr nicht weh, du Grobian!«, schrie sie den beiden entgegen.
»Oh Scheiße, jetzt gibt’s Ärger«, raunte der Herrscher. »Daran bist nur du schuld. Was musst du hier so herumzappeln und herumschreien.«
Vanillia seufzte tief. Jetzt kommt auch noch seine hässliche Frau herangewackelt. Sie hatte diese Frau als runzlige Hexe in Erinnerung. Doch als diese näher kam, blickte sie in das Gesicht einer Frau mittleren Alters. Sie sah sogar Chania etwas ähnlich und blickte sie freundlich an. Ihren Mann hingegen, strafte sie mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Lass sofort das Mädchen los, du Grobian!«, knurrte sie ihn an. Dieser lies vor Schreck von Vanillia ab und verharrte ehrfürchtig. Vor einem Ausbruch seiner Frau, schien selbst er Angst zu haben.
Schüchtern begrüßte Vanillia die heraneilende Frau, die ganz dicht vor ihr stehen geblieben war.
»Ich bin Vanillia – Maximus kleine Schwester«, stammelte sie aufgeregt.
Die Frau des Herrschers musterte sie traurig.
Der Herrscher mischte sich ein. »So, dann bist du also das kleine Vampirmädchen, das geboren wurde, als Maximus die Zwischenwelt das erste Mal verließ«, knurrte er, »du bist also schuld an dem ganzen Dilemma!«
»Ich schuld? Wieso denn? Habt ihr vielleicht meinen Opa gesehen?«, fragte Vanillia leise und senkte verlegen den Kopf. Der Herrscher schüchterte sie ein und sie vermied ihn anzusehen, trotzdem spürte sie deutlich, wie er sie fixierte und in sich hineingrummelte.
»So ein Mist. Dieser alte Vampir ist wohl auch noch in der Zwischenwelt. Um den werde ich mich später noch kümmern müssen.«
»Nun lass sie schon in Ruhe!«, knurrte seine Frau, die sich etwas beruhigt hatte, dass es nicht Chania war, »du siehst doch wie eingeschüchtert sie ist. Lasst uns erst mal ins Schloss zurückgehen. Danach werden wir weitersehen!«
»Na gut!«, brummte der Herrscher, »es ist Mittagszeit und ich habe einen Bärenhunger. Hoffentlich hast du wenigstens was Vernünftiges gekocht!«
Die Frau des Herrschers nickte versöhnlich. »Natürlich habe ich das!«
Sie nahm Vanillias kleine Hand und führte sie in die Küche des Schlosses. »Setz' dich doch hin, mein Kind, das Essen ist bald fertig«, meinte sie lächelnd und ging in die Küche um das Essen fertig zu bereiten.
Die ist ja gar nicht so böse, wie ich gedacht habe. Eigentlich schaut sie auch ganz nett aus. Komisch, ihr Gesicht ist so ganz ohne Runzeln und Warzen. Sie sieht wie eine normale Frau aus. Sehr merkwürdig. Und auch der Herrscher wirkt gar nicht mehr so böse. Irgendetwas muss hier in der Zwischenwelt passiert sein. Vielleicht helfen die mir ja zu meiner Familie zurückzukommen.
Vanillia war eben noch ein kleines Mädchen und kleine Mädchen haben noch viele Träume und sind naiv. So ging sie freiwillig mit der Frau in die Höhle des Löwen. Doch der Herrscher der Zwischenwelt hatte bereits einen teuflischen Plan für Vanillia. Im Schloss angekommen, schlich er sich in ein Versteck, wo er die Tropfen der Vergessenheit aufbewahrte. Er nahm die Flasche an sich und ging in die Küche. Seine Frau war gerade beschäftigt den Tisch zu decken und Vanillia saß bereits. So bemerkten beide nicht, dass der böse Herrscher die Tropfen der Vergessenheit in das Essen mischte. Vorher nahm er sich aber noch eine ordentliche Portion heraus, denn sonst hätte auch er nichts mehr davon essen dürfen.
»Kannst du nicht warten, bis ich das Essen austeile«, schalt ihn seine Frau ärgerlich.
»Reg dich ab, ich wollte dir nur Arbeit abnehmen und mir mein Essen gleich mitnehmen«, knurrte er.
»Seit wann holst du dir dein Essen selber! Lässt dich doch sonst immer nur bedienen«, murrte seine Frau.
Vanillia fand es urkomisch, wie sich die beiden gegenseitig anmotzten und lachte herzhaft. Die Frau sah zuerst Vanillia mit großen Augen an und dann ihren Mann mit dem vollgeladenen Teller. Dann prustete auch sie auf einmal los. Angesteckt von so viel Freude, musste jetzt auch der böse Herrscher lachen. Beinahe wäre ihm dabei sein Teller aus der Hand gefallen. Lachend nahm die Frau Vanillia erneut an der Hand und führte sie in die Küche. Es kam endlich wieder Leben in die Bude.
»Komm mit Kleines, wir holen uns auch einen Teller. Magst du Nudeln mit Tomatensoße?«
Vanillia nickte begeistert. Und ob ich das mag. Tomatensoße war rot wie Blut und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Gierig stürzte sie sich auf das Essen. Der Herrscherin gefiel das.
»Die Nudeln schmecken heute besonders gut.«, lobte auch der Herrscher seine Frau.
»Ich weiß nicht, irgendwie schmecken sie heute etwas süßlich, findest du nicht?«, erwiderte diese. Vanillia zuckte mit den Achseln. Sie mochte diesen leicht süßlichen Geschmack. Er erinnerte sie an frisches Blut. Sie hatte bereits den ganzen Teller aufgegessen.
Was würde ich jetzt für einen Beutel frischem Blut geben. Ich möchte wieder zurück zu meiner Familie.
»Was, was ist los. Mir wird so schlecht. Mein ganzer Kopf schwirrt, als wären tausende Ameisen darin. Schwarz, warum wird alles schwarz?«, murmelte Vanillia leise, dann sackte ihr Kopf auf den Tisch.
Die Frau des Herrschers wollte sie abstützen und stürzte dabei selber zu Boden. Beide würden eine Weile bewusstlos sein. Der Herrscher rieb sich die Hände. Niemand würde ihn jetzt noch aufhalten und er konnte eine Weile ungestört seine Pläne schmieden. Vanillia sollte seiner Frau die verlorene Tochter ersetzen. So wäre sie beschäftigt und er hätte freie Bahn. Dann müsste er nur noch versuchen die Familie aus Bayern auseinander zu bringen. Somit wären beide Familien zerstört und der Zusammenhalt aller wäre Geschichte. Das müsste doch funktionieren. Der Chef sollte schon noch merken, mit wem er sich angelegt hatte. Noch einmal würde er sich die Suppe von ihm und Maximus nicht versalzen lassen, er war sogar dafür bereit, mit dem Teufel einen Pakt eingehen. Dieser war zwar nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen, aber er würde schon die richtigen Argumente finden, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Dann hätte er wieder freie Bahn, um sich die Welt eigen zu machen. Er hob seine Frau auf und setzte sie vorsichtig neben Vanillia an den Tisch. Wenn beide wieder aufwachen würden, dann dürften sie ja nicht neben dem Tisch liegen. Das würde seine Frau nur neugierig machen.
Eine neue Chance für die Welt „Vergessen was mal war – die Gedanken neu und klar“
Eine Welle der Vergessenheit rollte derweil über die Kontinente. Gott hatte seine Tropfen der Vergessenheit in Form eines sanften, tagelangen Regens über all die Kontinente gebracht und so einige der Katastrophen rückgängig bzw. die Auswirkungen harmloser gemacht. Er konnte ja auch nicht alle Naturkatastrophen in der Welt verhindern, das stand außerhalb seiner Macht. Doch er konnte zumindest das rückgängig machen, was der Herrscher zusätzlich verursacht hatte.
Es war so, als könnten die Menschen jetzt wieder neu anfangen, als hätten alle eine neue Chance bekommen. Was sich allerdings nicht geändert hatte, war, dass es nach wie vor skrupellose, macht- und geldgierige Menschen auf der Welt gab, die sich auf Kosten anderer bereicherten und denen Mensch, die Tiere und die Umwelt egal waren. Sie betrieben weiterhin Raubbau mit der Natur, oder rotteten ohne Rücksicht auf Verlust Tierarten aus. Wieder andere waren so egozentrisch, dass sie nur auf ihr eigenes Wohl bedacht waren und andere Menschen für ihre Zwecke missbrauchten.
Einer dieser rücksichtslosen Menschen war vom Herrscher auserkoren, die Familie von Marie und Steffi zu zerstören. Er musste zuerst die heile Welt der beiden kaputt machen, um wieder an Macht zu gelangen. Das war sein neuer Plan und er hatte auch schon ein Auge auf einen gewissen Mitspieler geworfen. Außerdem war das ein weiteres Argument, um Luzifer zu überzeugen, mitzumachen. Er musste einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Sobald er seine Pläne realisiert hatte, wollte er zusammen mit dem Teufel eine neue Armee aufbauen und ihm so mehr Macht gegenüber dem Himmel geben. Der Teufel konnte zu diesem Plan eigentlich gar nicht nein sagen.
Der Herrscher nahm all seinen Mut zusammen und ging in den Untergrund des Schlosses. Nach einiger Zeit fand er den richtigen Gang, der ihn zum Eingang der Hölle führte. Doch auch dieser Ort hatte sich verändert. Wo vorher die brennenden Köpfe der Vorhölle gewesen waren, war dort jetzt nichts mehr. Außer ein paar lodernden Feuern, wies dort nichts auf die Vorhölle hin.
‚So ein trostloser Ort‘, dachte sich der Herrscher. Je näher er dem Raum kam, umso heißer wurde es. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und von der Decke tropfte es heiß hinunter. Die Tropfen brannten auf seiner Haut wie Säure und machten ihn grimmig.
So ein Mist. Der Kerl macht es mir nicht einfach, ihn zu besuchen. Aber ich krieg dich schon noch, du kleiner Teufel.
Er sich mit der Hand den Schweiß aus dem Gesicht. In einiger Entfernung sah er das Tor zur Hölle vor sich. Es glühte und spie Feuer. Der Herrscher zögerte kurz, ging aber mutig weiter. Unerwartet schossen ihm aus dem Tor plötzlich kleine Feuerbälle auf ihn zu. Der Herrscher konnte sich gerade noch ducken.
»Sag mal spinnst du? Willst du mich umbringen Luzifer?«, knurrte der Herrscher laut.
Ein höhnendes Gelächter hallte ihm entgegen.
»Lass das Luzifer! Ich will dir ein gutes Geschäft vorschlagen, komm‘ heraus aus deiner Hölle!«, schrie der Herrscher jetzt erbost.
Das Gelächter wurde lauter.
»Du verdammter Hurensohn willst mir ein Geschäft vorschlagen? Wegen dir habe ich Ärger mit dem großen Boss bekommen. Glaubst du wirklich, ich werde mich wegen dir mit ihm anlegen?«
Ein feuerroter Mann mit glühenden Hörnern und einem langen, glühenden Schwanz stieß das Tor zur Vorhölle auf. Umhüllt von Rauch stand er jetzt, auf seinen Dreizack Zepter gestützt, einige Meter vor dem Herrscher und blickte ihn wutentbrannt an. Der Herrscher wollte sich seine Angst nicht anmerken lassen und bäumte sich ebenfalls Luzifer gegenüber auf.
»Reg dich ab, Luzifer. Du lässt dir doch sonst nichts vom Boss sagen. Du weißt ganz genau, dass du meine Beziehungen brauchst, um genügend Mitglieder für deine Hölle zu bekommen. Du hast keinen direkten Einfluss mehr auf die Menschen, seit ich hier bin. Das lässt der Boss nicht mehr zu. Du brauchst mich also genauso, wie ich dich!«
»Ist ja schon gut, Adi! Was willst du von mir?«, knurrte Luzifer zurück. Mittlerweile war er etwas ausgeglüht bis auf einen kleinen Rest von seinem Schwanz. Nervös schlug er ihn ein paarmal auf den Boden und so hörte dieser auf zu glühen.
»Ich habe einen neuen Plan, um die Menschen schlechter zu machen. Das bringt dir viele neue Kunden und der Boss wird aus dem Rennen sein. Seine schöne Welt wird dann ganz uns gehören. Ich werde dort regieren und du kriegst die Opfer. Wir arbeiten Hand in Hand zusammen.«
»Ich mit dir zusammenarbeiten? Du hast es doch schon mehrmals versaut. Warum soll ich dir vertrauen? Du hast sogar deine eigene Tochter geopfert!«
»Das stimmt nicht! Ich habe Chania nicht geopfert! Diese Familie aus Bayern ist schuld daran! Warum mussten die sich auch mit den Vampiren verbünden. Diese Menschen aus Bayern sind einfach zu gläubig!«
»Na und was willst du dagegen tun, du Schlaumeier.« Luzifer lachte höhnisch.
»Ich werde diese Familie zerstören und du wirst mir dabei helfen!«, knurrte der Herrscher.
»Mhm, dein Plan könnte tatsächlich funktionieren. Wenn diese Familie entzweit ist, hättest du gute Chancen das Bündnis zu kippen. Wenn du es dann noch schaffst, deine Chania wieder auf deine Seite zu bringen – das wäre schon die halbe Miete.«
Jetzt lachte auch der Herrscher.
»Ich habe da noch einen Joker. Nein, sogar zwei. Die Tochter des Vampirs – Maximus kleine Schwester – ist in meinen Händen. Ich habe ihr die Tropfen der Vergessenheit gegeben und wenn ich zurück im Schloss bin, wird sie glauben meine neue Tochter zu sein! Und dann ist da noch dieser miese alte Vampir, der mir schon einmal alles versaut hat.«
Luzifer überlegte kurz und wedelte dabei mit seinem Schwanz. Dabei sprühten erneut Funken. Einige davon flogen in Richtung des Herrschers. Dieser konnte gerade noch dem Funkenflug ausweichen und fluchte laut.
»Spinnst du?«
»Entschuldige, Adi, war nicht so gemeint. Das passiert mir immer, wenn ich nervös bin. Ich glaube, du hast da was vergessen. Deine Frau hat da wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und dieser alte Vampir wird es dir sicherlich nicht leicht machen. Du musst ihn vernichten!«
Jetzt grinste der Herrscher.
»Luzifer – hältst du mich für einen Dilettanten? Ich bin doch nicht blöd. Als ich dieser Vanillia die Tropfen der Vergessenheit ins Essen mischte, hat meine Frau mit ihr die hohe Dosis abbekommen. Sie wird mir also nicht in die Quere kommen. Meine Alte hat immer schon alles gemacht, was ich wollte!«, sagte der Herrscher, »und mit diesem Vampir bin ich schon einmal fertig geworden. Dieses Mal werde ich ihn inklusive seines Kopfes vernichten! Da kannst du einen drauf lassen!«
»Ha, ha, ist ja schon gut Adi. Du wirst mit ihm schon fertig werden. Weißt du denn eigentlich wo sich der alte Vampir aufhält? Ich sehe es deinem Gesicht an, du hast keine Ahnung, stimmt’s? Und was deine Frauen anbelangt, na ja die hast du ja schon immer alle ausgenutzt. Aber sei sicher, wenn du jetzt schon wieder Mist baust, werde ich deiner Frau reinen Wein einschenken und ihr etwas über dein früheres Doppelleben erzählen.
Jetzt stockte dem Herrscher der Atem.
»Wa ... was meinst du denn damit?«, stotterte er.
»Na, was hast du denn mit den wenigen Frauen gemacht, die in deine Zwischenwelt gekommen sind? Glaubst du, ich habe Tomaten auf den Augen? Ich mag eine Etage tiefer wohnen, aber die Frauen, die es zu mir geschafft haben, waren sehr redselig. Ich kann auch sehr nett sein«, klärte ihn Luzifer auf und schmunzelte.
Der Herrscher bekam einen hochroten Kopf.
»Das darf sie niemals wissen. Meine Frau ist doch so eifersüchtig. Bitte sag ihr das nie, sonst macht sie die Arbeit nicht mehr. Ich bin doch auf sie angewiesen«, flehte der Herrscher Luzifer jetzt an. Jetzt war er es, der einen hochroten Kopf hatte.
»Ist ja schon gut, lass uns über Wichtigeres reden. Wie willst du eigentlich die ganze Sache angehen?«
Luzifer hatte angebissen.
»Du weißt sicherlich, dass ich diese Kugel retten konnte. Mit ihr kann ich in die Welt sehen. Die Familie von Steffi und Marie beginnt schon seit längerem zu bröckeln, auch ohne mein Zutun. Okay, ich gebe es ja zu, ein bisschen habe ich nachgeholfen. Ich habe den Vater dazu gebracht, seine Familie zu vernachlässigen. Jetzt muss ich nur noch die Mutter dazu bringen, mit ihrem alten Freund, einem äh näheren Verwandten namens Alban Kontakt aufzunehmen. Dieser Typ ist mir sehr ähnlich und nutzt alle Frauen nur aus. Du kennst ihn bestimmt, denn er steht auf deiner Abschussliste. Bisher konnten allerdings seine guten Taten verhindern, dass er ganz böse wurde. Wenn er jetzt diese Familie klein kriegt, dann wirst du bald ein neues Mitglied in deiner Familie begrüßen dürfen.«
»So, so, einen näheren Verwandten. Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Seit sich die Mutter von Steffi und Marie vor einer halben Ewigkeit von ihm getrennt hat, sinnt er auf Rache. Er hat zwar noch ein paar Jahre zu leben, aber ich würde diesen Drecksack gerne in meiner Hölle aufnehmen.«
Luzifer rieb sich die Hände. Auf diesen Typen war er schon lange scharf und es wurde Zeit, ihm seine Hölle zu zeigen. Ein großes Geheimnis verband die beiden. Dieser Alban war außerdem Mitglied einer Gemeinschaft, die nur nach Macht und Geld strebt. Diese Art von Männern ging über Leichen um an ihre Ziele zu kommen. Alban wurde mit der Zeit immer mehr in ihren Bann gezogen und war mittlerweile einer von ihnen. Er benutzte seit Jahren die Frauen, die ihm hörig waren, für seine Machenschaften aus und ließ sie für sich arbeiten. Er verhielt sich respektlos und zynisch, stichelte gerne und war ein Egozentriker. Niedere Triebe und Handlungen kennzeichneten sein Leben. Auf der anderen Seite tat er den Menschen auch viel Gutes in seinem Job als Arzt und Jurist. Aber eigentlich liebte er nur das Geld, das er mit allen Mitteln vermehren versuchte. Doch er war auch ein Zocker und verlor immer wieder sein Geld.
»Den Weiberhelden kenne ich. Dieser Alban versucht seit Jahren mit sämtlichen Tricks, sich mir zu entziehen. Er hat leider einen versteckten guten Kern, den ich leider nicht zum Schmelzen bringen kann. Wenn du es schaffst, ihn noch schlechter zu machen, werde ich dir helfen!«
Der Herrscher nickte. »Genau das meine ich, wir müssen uns einfach nur gegenseitig helfen.«
»Was soll ich dabei also tun?«, fragte Luzifer und seine Augen glühten dabei. Endlich würde er ihn bekommen. Ich habe so lange darauf gewartet!
»Du musst mich über deinen Zugang zur Erde bringen«, befahl der Herrscher.
»Welchen Zugang?« Luzifer stellte sich dumm.
»Tu doch nicht so, du weißt genau, was ich meine! Glaubst du ich habe nicht mitbekommen, dass du ab und zu in fremden Revieren fischt und versuchst an Einfluss zu gewinnen. Du hast nur Glück, dass der Boss um die Bordelle einen großen Bogen macht. Es widert ihn einfach an, dass dort auch ganz junge Mädchen missbraucht und mit Drogen gefügig gemacht werden. Aber du findest doch auch in den Bordellen, wo sich die die Mächtigen vergnügen, immer mehr Anhänger, stimmt’s?
»Woher weißt du das? Nicht einmal der Boss ahnt etwas davon. Sag ihm nichts, sonst bin ich aufgeschmissen.«
»Aber aber, wir sind doch Freunde Luzifer, oder?«, schmunzelte der Herrscher, »kennst du nicht sogar diesen Alban aus einem dieser Etablissements? Der hat doch dieser Nutte Silka geholfen an ihr Erbe zu kommen. Ihr ehemaliger Club Chef hat ihr doch alles vermacht. Sie steht doch auch auf deiner Abschussliste. Silka hat ihren Mann mit Alban von Anfang an hintergangen und der arme Kerl weiß immer noch nichts davon. Du siehst, ich weiß alles. Nachdem sie eine von seinen Flittchen ist, hilft er ihr dabei. Für Geld macht der Typ fast alles. Wenn er es jetzt noch schafft, dass sich die Mutter von Steffi und Marie erneut in ihn verliebt, können wir diese Familie zerstören.«
Soll ich wirklich mit diesem Kerl einen Pakt eingehen? Das letzte Mal hat er mich ganz schön ausgetrickst und das Tor zur Hölle verschlossen. Ich bin dabei leer ausgegangen. Dieses Mal muss ich vorsichtiger sein. Wenn er auf der Welt ist, darf ich ihn keine Minute aus den Augen lassen.
»Na gut, Adi, wenn das alles unter uns bleibt, dann helfe ich dir. Aber wehe du erzählst meinem Weib etwas davon, dann wirst du meine bittere Rache spüren. Ich glaube, du willst mich nicht als Feind haben! Und versuch ja nicht nochmal, mich auszutricksen. Du wirst die Macht mit mir teilen müssen!«
»Ist ja schon gut. Ich gebe es ja zu, ich wollte dir damals schaden. Aber, dass der Zugang zur Hölle verschlossen wurde, das war wirklich nicht meine Schuld.«
»So, wirklich nicht?«, knurrte Luzifer und erneut sprühten Funken aus seinen Hörnern.
Er glaubt wohl, ich lass mich wieder über den Tisch ziehen. So leicht wirst du es nicht mit mir haben, ich bin darauf vorbereitet und gehe dir nicht wieder auf den Leim.
Ein hämisches Grinsen zeigte sich auf Luzifers Gesicht und seine Fratze sah jetzt noch furchteinflößender aus. Der Herrscher verstand die Drohung und nickte gefällig.
»Von jetzt an werden wir das Spiel gemeinsam spielen und du wirst dabei an Macht und Einfluss gewinnen. Gemeinsam werden wir dem Boss endlich seine Vormachtstellung nehmen und das Schlechte im Menschen hervorheben. Wir werden die Guten besiegen und uns die Welt Untertan machen! Schlag ein, mein Freund!«
Der Herrscher reichte Luzifer seine rechte Hand und dieser schlug rein. Erneut sprühten Funken in alle Richtungen. Ein paar davon trafen den Herrscher am Körper und er zuckte kurz zusammen. Luzifer lachte laut. Es war ein Lachen, dass dem Herrscher eine Gänsehaut bescherte und ihn frösteln ließ. Es ging weiter, bis in seine Eingeweide und ließen diese gefrieren.
Der Pakt mit dem Teufel war besiegt.
Hoffentlich war das die richtige Entscheidung. Aber es bleibt mir ja nichts anderes übrig als Luzifer mit ins Boot zu nehmen.
Er lächelte Luzifer aufmunternd zu und versuchte positiv zu wirken. »Ich muss vorher nur noch diesen Vampiropa suchen und ihn vernichten. Danach komme ich wieder, und begebe mich in die Welt der Menschen.«
»Ist gut Adi, ich werde auf dich warten und Vorbereitungen treffen. Die Welt wird dich bestimmt mit offenen Armen erwarten! Hä , Hä.«
Ein lauter Donner ertönte, der den Vorraum der Hölle erzittern ließ. Luzifer machte einen Satz zurück, drehte sich einmal in der Luft und sprang dann, umhüllt von einem Feuerwall, zurück in seine Hölle. Er hinterließ eine stinkende Rauschschwade, die den Herrscher umhüllte. Dieser musste husten, denn der Schwefel verursachte einen Würgereiz. Er hätte am liebsten alles ausgekotzt. Zurück blieb ein bitterer Geschmack auf seiner Zunge.
Scheißkerl, musst dich nicht immer so aufspielen. Willst mir wohl Angst machen. Pah, so was wie dich verspeise ich schon zum Frühstück! Du wirst mich noch kennenlernen.
»Und jetzt zu dir, du mieser Vampir. Wo bist du nur?«, grummelte der Herrscher, während er sich auf die Suche nach dem Opa machte. Er durchsuchte jeden Winkel unter dem Schloss, doch er fand ihn nicht.
‚So ein Mist. Dann werde ich wohl Vanillia dazu brauchen. Aber wie bringe ich sie dazu, ihren Opa zu suchen? Eigentlich weiß sie ja gar nicht, dass sie einen Opa hat. Und ob sie mein Weib einfach mit mir gehen lässt, ist auch fraglich. Ich muss mir etwas sehr Gutes einfallen lassen‘ überlegte der Herrscher.
Jetzt hatte er ein ernsthaftes Problem zu lösen. Das würde gar nicht so einfach werden. Während er die Gänge hoch zum Schloss ging, hatte er plötzlich eine zündende Idee. Vanillia wusste ja überhaupt nichts mehr, sie würde ihm das selbe Urvertrauen entgegen bringen, wie es auch Chania getan hatte. Außerdem war Vanillia noch jünger und somit auch verspielter. Er würde ein Spiel mit ihr spielen. Eine Schatzsuche. Den Schatz würde er einfach „Opa“ nennen. Wenn Vanillia dann den Opa gefunden hätte, würde sie ihn nicht mal erkennen. Und der wusste nichts von den Tropfen der Vergessenheit und würde deshalb sofort erscheinen, sobald Vanillia in seiner Nähe wäre. Ein genialer Plan. Der Herrscher musste schmunzeln und bekam sogleich gute Laune. Er pfiff ein fröhliches Lied, als er die Küche betrat. Die Dosis war wohl etwas zu hoch gewesen sein, denn sowohl seine Frau, als auch Vanillia schliefen immer noch in der gleichen Position, wie er sie verlassen hatte.
»Wie schön du wieder bist«, dachte der Herrscher und strich seiner Frau sanft die Haare aus dem Gesicht. Davon erwachte diese und sah ihren Mann über sich gebeugt. Ein sanftes Lächeln umspielte ihr Gesicht, weil sie ihn trotz der Tropfen der Vergessenheit ja noch von früher kannte, bevor sie in der Zwischenwelt gelandet waren.
Dem Herrscher stockte der Atem. Sie erkennt mich. Doch Vanillia kommt in ihrer Vergangenheit nicht vor. Wie soll ich ihr das Mädchen nur erklären?
»Was ist los, wieso sitze ich hier?«, fragte sie ihren Mann. Dieser tat so, als wüsste er von nichts.
»Ich weiß nicht was passiert ist. Sieh mal unsere Tochter Vanillia ist auf dem Tisch eingeschlafen«, meinte er linkisch und deutete in Richtung Vanillia.
»Unsere Tochter? Wieso Tochter? Habe ich ein Kind?«, stammelte sie, »sie hat ganz schwarze Haare, wie du.«
Irgendetwas schien sich bei ihr zu regen. Gedanken - Muttergefühle. ‚Eine Tochter? Ich habe eine Tochter, doch ich kenne dieses Mädchen nicht. Was ist nur los mit mir?‘ überlegte sie fieberhaft während sie Vanillias Hand streichelte. Dabei zuckte der ihr Körper auf und das Mädchen begann sich zu räkeln.
Wer streichelt meine Hand?
»Mami, bist du das?« Vanillia hob den Kopf und sah eine fremde Frau und einen fremden Mann neben sich. »Wer seid ihr denn? Wo sind meine Mami und mein Papi?«, fragte sie schüchtern.
»Aber Vanillia, mein Liebling. Hast du dir den Kopf gestoßen? Ich bin es doch, dein Papa«, säuselte der Herrscher.
Die Frau des Herrschers besann sich wieder und wusste plötzlich, dass sie eine Tochter hatte.
»Und ich bin deine Mami. Vanillia bist du verletzt?« Sacht fuhr sie ihr über den Kopf und ihre Hände umspielten Vanillias glänzendes dunkles Haar.
»Wie hübsch du bist, mein Liebling.«
Der Herrscher atmete auf. Die erste Hürde war geschafft. Seine Frau hatte mit ihrem Mutterinstinkt Vanillia schon längst als ihre Tochter akzeptiert.
Komm schon Vanillia, du musst als Kind eine Mutter und einen Vater haben. Akzeptiere das, wir sind deine Eltern.
Der Herrscher versuchte Vanillia telepathisch zu beeinflussen. Doch das gelang ihm bei Vanillia nicht, denn sie war ja nicht seine Tochter. Sie sah ihn fragend, mit großen Augen an. Der Herrscher überlegte es sich anders und sprang über seinen Schatten. Er zog den willenlosen erschöpften Körper hoch und drückte Vanillia an seine »väterliche« Brust.
»Es ist alles gut mein Liebling. Ich bin es Adi, dein Papa!« In diesem Moment fühlte es sich für ihn wirklich so an, als ob Vanillia sein eigen Fleisch und Blut wäre. Und es fühlte sich so gut an, sie im Arm zu halten.
Jetzt verflog auch Vanillias letzter Widerstand und sie ergab sich ihrem Schicksal. Sie war ein Kind und Kinder haben nun mal Eltern, die sich um sie kümmern. Deshalb genoss sie die Umarmung des starken Mannes, der sie an sich drückte.
»Papa«, murmelte sie, »du bist mein Papa.«
Sie wandte den Kopf und blickte in zwei grün-blaue Augen. »Mama«, seufzte sie. Zwei weitere Hände umarmten Vanillia. Sie fühlte sich in diesem Moment so geborgen, wie ein Schmetterling in einem Kokon.
Eine neue Familie war in der Zwischenwelt geboren. Es hätte alles so harmonisch sein können, doch das Böse grummelte immer noch im Herrscher und er konnte von seinen Plänen nicht ablassen. Er wollte unbedingt den Opa finden, um ihn vernichten und dazu war ihm jedes Mittel recht, auch wenn er seine neue Tochter dazu benutzen musste.
»Vanillia, wollen wir ein Spiel spielen, während Mami das Abendessen vorbereitet?«, fragte der Herrscher seine neue Tochter linkisch und nahm sie bei der Hand.
Komm mit mir mein Kind, alle Kinder lieben Spiele. Ich werde dir was Wunderschönes zeigen.
»Ich weiß nicht, ich fühle mich irgendwie nicht so gut – mir ist ganz schwindlig – Papa!«
Immer dieses Herumgezicke von diesen Weibern. Egal ob jung oder alt. Dabei sah er seine Frau an und hoffte, dass sie ihm beistehen würde.
»Ich glaube, das mit dem Essen muss auch warten, mir ist auch so komisch. Vielleicht haben wir etwas Schlechtes gegessen. Was meinst du, mein Kind? Ich denke wir sollten uns etwas hinlegen.« Sie wartete seine Antwort nicht mehr ab und nahm Vanillia mit sich. Der Herrscher war alleine.
So ein Mist. Jetzt wird es noch länger dauern, bis ich diesen Vampir zur Strecke gebracht habe. Ich werde mal in die Kristallkugel schauen, was sich sonst so getan hat.
Er holte die gläserne Kugel, die auf einem Teller in der Küche lag. Sie schimmerte etwas durchsichtig, aber der größte Teil der Kugel war milchig. Sie fühlte sich glatt und kalt an, als ob ein Teil davon in ein Wolkenmeer getaucht wäre. Der Herrscher starrte verdutzt die Kugel an und konnte sich das nicht erklären.
Was ist mit der Kugel passiert? Wie soll ich was erkennen können? Wer hat da seine Finger im Spiel? Pfuscht mir etwa der Boss ins Werk, oder vielleicht Luzifer, dieser Mistkerl?
»Nein«, grummelte der Herrscher, »Luzifer kann es nicht sein, dann wäre die Kugel rot und nicht weiß. Es kann nur der Chef sein, der verhindern möchte, dass ich in seiner Welt etwas verändere. Der soll mich noch kennenlernen.«
Soll ich den Opa alleine suchen gehen? Wo soll ich noch suchen? Der weiße Raum ist auch zu. Vielleicht sollte ich mal im Versuchslabor nachschauen? Seit dieser Kopf seinen Körper zurück hat, macht er was er will. Missmutig stapfte er los und suchte in jedem Winkel seines Schlosses, doch der Opa war wie vom Erdboden verschluckt.
Am nächsten Tag waren sowohl Vanillia, als auch seine Frau in besserer Laune und er stieß mit seinem Vorschlag auf große Zustimmung.
»Wollen wir jetzt das Spiel spielen?«, fragte der Herrscher Vanillia nach dem Frühstück, »Mama hat bestimmt noch viel im Schloss zu tun und wird froh sein, uns beide eine Weile loszuhaben.«
»Was ist das für ein Spiel?«, fragte Vanillia neugierig. Sie hatte also angebissen.
»Nun, das ist so eine Mischung aus Verstecken und entdecken«, erklärte ihr der Herrscher, »wir spielen unter dem Schloss in den unterirdischen Gängen. Ich werde mich und gleichzeitig einen Schatz verstecken. Der Schatz, den du suchen sollst, heißt Opa.«
Seine Frau zuckte kurz, konnte aber mit dem Wort nichts anfangen. Vanillias Gesicht erhellte sich kurzfristig, als ob sie sich an etwas erinnern würde, doch das war ja nicht möglich. Trotzdem blickte sie ihn fragend an.
»Was soll ich genau machen, Papa?«, fragte sie.
»Du musst danach suchen und immer wieder „Opa wo bist du!“ rufen – und wenn du ihn gefunden hast, gehört dir der Schatz.«
»Ich bekomme einen Schatz«, jubilierte Vanillia. »Papa, was ist eigentlich ein Schatz?«
Der Herrscher und seine Frau mussten lachen. Ihr kleines Mädchen war wirklich lustig.
»Lass dich überraschen, mein Liebling.«
Der Herrscher war so entzückt von seiner neuen Tochter, dass er sie erneut an sich drückte. Vanillia war ganz anders als Chania, so lebenslustig und erfreute seine Sinne. Auch seiner Frau schien sie gut zu tun, denn sie strahlte übers ganze Gesicht und ermunterte Vanillia zu diesem Spiel.
»Na los, auf was wartet ihr? Versteck dich schon, Adi! Ich bin schon gespannt, mit welchem Schatz ihr heimkommen werdet. Ich werde uns ein Festessen zubereiten. Es kommt mir so vor, als würden wir nochmal ganz von vorne anfangen.«
Der Herrscher schenkte seiner Frau einen liebevollen Blick und gab ihr einen dicken Kuss auf den Mund. Es machte ihn zufrieden, seine Frau so entspannt und fröhlich zu sehen. Es war lange her, seit er sie so glücklich gesehen hatte.
Soll ich wirklich mit alldem weitermachen? Warum mache ich das alles? Werde ich durch die Machtergreifung wirklich glücklicher? Eigentlich ist meine Welt jetzt wunderschön, wenn man von Chania absieht.
Ein kurzer Zweifel über sein geplantes Vorhaben übermannte ihn. Es war, als würde irgendjemand versuchen, auf ihn Einfluss zu üben.
‚Unsinn, lass dir nichts einreden. Du willst der Herrscher aller Welten sein – der Erde, der Zwischenwelt und der Hölle – vielleicht sogar des Himmels‘, sprach er in Gedanken zu sich.
Erneut überkam ihn der Größenwahn – die Machtbegierde, die ihn immer wieder antrieb. Er war gefangen darin, wie ein Hamster im Laufrad. In diesem Laufrad konnte er nicht einfach stehen bleiben, oder zurückrudern. Das konnte er einfach nicht und so war es sein ganzes Leben lang gewesen. Er war schuld gewesen am Leid der Menschheit, am Tode vieler Unschuldiger. Er war es gewesen, der den Zweiten Weltkrieg angefangen hatte, indem Millionen von Menschen gestorben waren. Das alles konnte er ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Das Blut würde immer an ihm kleben. Er war schließlich ein durch und durch schlechter Mensch. Von dieser Erkenntnis überzeugt, herrschte er Vanillia grimmig an: »Komm jetzt endlich, lass uns gehen!«
Diese war vom Stimmungswandel ihres Vaters so überrascht, dass ihr die Kinnlade hinunterfiel. Der Blick ihres Vaters war in diesem Moment so hasserfüllt gewesen, dass ihr Angst und Bang wurde. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt und auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet. Entsetzt und fragend blickte sie ihre Mutter an. Diese schien allerdings von dem Verhalten ihres Mannes nicht sonderlich überrascht und tat so, als ob nichts vorgefallen war.
»Was ist los Papa? Hast du mich nicht mehr lieb? Warum schreist du mich denn so an? Ich habe dir doch nichts getan«, seufzte Vanillia und ihre Stimme zitterte.
So ein Mist, jetzt hat sie auch noch Angst vor mir. Ich darf nicht mehr so ausrasten, sonst wird sie nicht mit mir gehen.
»Es tut mir leid, mein Schatz, es war nicht so gemeint. Nur wenn wir jetzt nicht gehen, dann wird es zu spät und Mama wird nie fertig.«
Das war ein guter Schachzug des Herrschers, denn so lud er einen Teil seiner Unzulänglichkeit an seiner Frau ab, was Männer ja gerne mal machen. Er nahm Vanillia an der Hand und ging mit ihr in die unterirdischen Gänge des Schlosses. Es schien ihr in den düsteren Gängen überhaupt nicht zu gefallen, denn sie hatte Angst und zitterte.
»Du lässt mich hier aber nicht allein Papa, ich fürchte mich! Bitte Papa!«
»Vanillia, mein Liebling, wie sollen wir denn sonst verstecken spielen? Du stellst dich jetzt hier in die Ecke, machst die Augen zu und zählst bis zehn und suchst mich. Dabei musst du aber ganz laut „Opa wo bist du?“ rufen!«
»Wieso?«, fragte ihn Vanillia verdutzt. Doch dann fiel es ihr wieder ein. »Ach ja, der Schatz heißt ja Opa!«, sagte sie lachend. Folgsam stellte sie sich folgsam in die Ecke und fing an zu zählen: »Eins, zwei...«
Langsam verließ der Herrscher die Stelle, wo Vanillia stehengeblieben war. Doch er ging nicht weiter voran, sondern ging den Weg zurück, wo sie hergekommen waren. In einem kleinen Mauervorsprung unweit von Vanillia versteckte er sich.
»Zehn! Ich komme«, rief Vanillia erfreut aus. »Opa wo bist du? Ooooooopa!« Vorsichtig schlich sie weiter den Gang entlang, der sich schließlich teilte. Vanillia überlegte.
In welche Richtung soll ich jetzt gehen? Zwei Gänge – das erinnert mich irgendwie an etwas Unangenehmes. Hat Papa dieses Spiel schon einmal mit mir gespielt oder hat mir jemand davon erzählt?
Sie wusste natürlich nicht mehr, dass Chania ihr von der Vorhölle erzählt hatte. Wäre Vanillia in die andere Richtung gegangen, wäre auch sie an diesem schrecklichen Ort gelandet. Doch Opa hatte sich an dieser Stelle auch für den anderen Gang entschieden, nachdem der ihm bekannt vorgekommen war.
»Opa wo bist du? Papa?« Sie entschloss sich für den rechten Gang und lief mutig los. Klick klack – klick klack. Ihre Schuhe hallten in den felsigen Gängen. Sie verlangsamte ihre Schritte und das klacken wurde wieder leiser. Langsam schlich sie weiter, vorbei an unbeleuchteten dunklen Räumen, die ihr noch mehr Angst machten. Immer wieder teilten sich die Gänge und sie wusste nicht mehr wo sie war.
»Opa! Papa!«, rief sie verzweifelt.
Der Herrscher hatte Vanillia auf Schritt und Tritt verfolgt, nur die eine Abzweigung hatte er verpasst, weil Vanillia dort nur leise geseufzt hatte und er sie nicht gehört hatte. Als er es bemerkte, war Vanillia schon viel zu weit, das er sie einholen hätte können. Er hörte nur noch aus der Ferne ihre Stimme, die ihm als alleinige Orientierung diente.
So ein Mist, hoffentlich verliere ich das Kind hier unten nicht, bevor sie auf den Opa trifft. Nicht, dass der versucht sie negativ zu beeinflussen.
Vanillia war indessen stehen geblieben. Das Spiel machte ihr schon längst keinen Spaß mehr, außerdem wurde es immer kälter. Hätte mich Papa nicht längst finden müssen? Vielleicht bin ich schon viel zu weit gegangen und habe ihn übersehen.
Verzweiflung machte sich in ihr breit. Kraftlos sackte sie zusammen und kauerte sich frierend auf den Boden.
»Opa, wo bist du denn nur?«, schrie sie ein letztes Mal. Das lange Gehen hatte an ihren Kräften gezehrt, sie fühlte sich kraftlos. Zitternd kauerte sie eine Weile zusammengekrümmt auf dem Boden, bis sie schließlich von einer unheimlichen Müdigkeit übermannt, einschlief.
Der Opa erwachte aus seinem Schlaf und zuckte zusammen. Vanillia? Hast du mich gerufen?
»Vanillia, mein Liebling. Wo bist du denn?«
Er rappelte sich auf und blickte sich um. Der Raum in dem er sich befand, war düster und dunkel. Normalerweise kein Problem für einen Vampir, wenn in der Zwischenwelt nur die Vampirkräfte wirken würden. Ich bin also immer noch in der Zwischenwelt, in einer Gruft unter dem Schloss. Ich muss sofort Vanillia suchen gehen! Was macht sie denn hier unten so alleine?
Er versuchte erneut der Stimme zu lauschen. Doch er hörte nichts, rein gar nichts – kein Geräusch war zu hören. Ziellos irrte er einen Gänge entlang und plötzlich sah er ein Häufchen Mensch vor sich. Es war tatsächlich Vanillia. Zusammengekauert lag sie am Boden und schlief. Der Opa hob Vanillia vorsichtig hoch und trug sie zurück in seinen Raum. Er zog seine Jacke aus und bedeckte seine schlafende Enkelin, die total erschöpft schien. Er setzte sich so hin, dass er den Gang im Blickwinkel hatte, falls jemand nach ihr suchen würde. Als sie etwas später erwachte, erblickte sie die müden Augen eines ihr fremden Mannes. Es war ein sehr alter Mann mit einem langen, weißen Bart. Vanillia war der Mann fremd und sie stieß einen spitzen Schrei aus. Der Opa zuckte vor Schreck zusammen. Irritiert von der Situation, legte er ihr eine Hand auf den Mund.
»Ich bin es doch, dein Opa!«, versuchte er Vanillia zu beruhigen.
Vanillia schlug das Herz bis zum Halse.
Was hat der fremde Mann gerade gesagt? Er ist mein Opa? Ist das der Schatz, den ich suchen sollte?
Sie versuchte die Hand von ihrem Mund zu schlagen, doch der Opa wollte vermeiden, dass Vanillia erneut schrie. Er konnte nicht riskieren, dass man sie entdeckt.
»Sei still, Vanillia! Wenn du nicht mehr schreist, werde ich meine Hand weg tun.«
Vanillia überlegte kurz und nickte. Als der Opa dann die Hand von ihrem Mund nahm, sprudelte Vanillia gleich aufgeregt los.
»Bist du mein Schatz? Du hast gerade gesagt, dass du der Opa bist.«
Der Opa blickte Vanillia verdattert an und lächelte über ihre Wortwahl. »So, ich bin also dein Schatz. Ich dachte schon der böse Herrscher und seine Frau hätten dich gefangen. Wie gut, dass ich dich jetzt endlich gefunden habe.«
Vanillia verstand nur Bahnhof.
Was meint der alte Mann nur? Was für ein böser Herrscher? Wer soll das sein?
»Was heißt du hast mich gefunden? Ich habe doch den Schatz suchen müssen. Papa ist auch in der Nähe. Was meinst du mit dem bösen Herrscher und seiner Frau? Ich lebe hier mit meinem Vater und meiner Mutter und die sind ganz lieb und es gibt keine bösen Herrscher!«
»Was ist denn mit dir nur passiert, mein Liebling? Was hat der Herrscher mit dir gemacht? Kennst du mich denn nicht mehr? Ich bin doch dein Opa, der Vater von deinem Papa, Graf Vamus. Dein Vater ist ein Vampir und lebt nicht hier in der Zwischenwelt, sondern zusammen mit deiner Mutter und deinem Bruder Maximus auf dem Vamuraischloss in der normalen Welt.«
»Normale Welt – ich versteh nicht. Mein Vater und meine Mutter sie sind doch hier im Schloss und ich weiß nicht, ob unser Schloss Vamuraischloss heißt. Und ich habe auch keine Geschwister und Maximus ... der Name kommt mir schon irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht - das kann nicht sein. Wir spielen doch gerade verstecken und ich bin auf der Suche nach einem Schatz. Und dieser Schatz heißt „Opa“. Deshalb habe ich diesen Namen gerufen«, versuchte Vanillia die Situation zu erklären.
Der Opa verstand zwar nicht alles, was ihm Vanillia erzählte, aber dass dies das Werk des bösen Herrschers sein musste, das war ihm gerade klar geworden. Der Herrscher benutzte wahrscheinlich Vanillia, um ihn ausfindig machen.
Wir sind in großer Gefahr. Der Herrscher will mich bestimmt erneut vernichten und sein Werk vollenden.
»Ich weiß zwar nicht, warum du mich nicht mehr erkennst, aber ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen. Vielleicht verstehst du dann was passiert ist und erinnerst dich wieder.«
Er erzählte Vanillia die ganze Geschichte. Diese wurde mit jedem Satz trauriger und rutschte nervös auf dem Boden hin und her. Sie fühlte es mit jeder Muskelfaser ihres Herzens, dass dieser alte Mann ihr die Wahrheit sagte. Sie konnte sich das Ganze immer noch nicht erklären, aber sie verstand so viel, dass sie Opa vor ihrem vermeintlichen Vater verstecken musste.
»Vanillia, auch wenn dir das alles jetzt unwirklich erscheint, du musst mir jetzt helfen! Nein, nicht nur mir, auch deinem Bruder Maximus und deiner Familie. Es ist wichtig, dass mich der Herrscher nicht in die Finger bekommt. Er hat schon einmal versucht, mich zu töten. Ich hatte nur Glück, dass ein Wachmann meinen Kopf in den hintersten Winkel der Kammer der Geköpften gebracht hatte. So konnte ich mit Maximus schließlich irgendwann durch das Vamuraibuch in Kontakt treten. Ihm habe ich es auch zu verdanken, dass ich meinen Körper wieder habe und wieder laufen kann.«
»Maximus«, murmelte Vanillia. Dieser Name bewirkte ein vertrautes Gefühl in ihr und eine angenehme Wärme durchrieselte ihren Körper. Dennoch stand ein großes Fragezeichen in ihrem Gesicht. Der Opa sagt, ich habe einen Bruder. Wieso kann ich mich nicht an ihn erinnern? Wer bin ich und was mach ich hier? Wenn ich mich doch nur an alles erinnern könnte. Vanillia seufzte. Das war zu viel für ihre junge Seele, doch sie war bereit, dem fremden alten Mann zu vertrauen.
»Was soll ich also tun – Opa?«, fragte sie.
Der Opa schloss Vanillia glücklich in seine Arme.
»Es wird alles gut werden, vertrau mir. Ich glaube, der Herrscher der Zwischenwelt hat dir, wie damals Chania, die Tropfen der Vergessenheit gegeben. Hast du irgendetwas bemerkt? Wurde es dir irgendwie schlecht, oder mulmig?«
»Ich weiß nicht so recht. Gestern bin ich am Tisch aufgewacht und mir war schlecht und schwindelig. Auch meine Mutter – ich meine die Frau des Herrschers, war so komisch drauf. Papa, ich meine der Herrscher, wollte mit mir schon gestern dieses komische Spiel spielen, aber ich war zu kaputt. Das würde auch erklären, warum ich die beiden nicht erkannte. Was sollen wir denn jetzt tun? Was hat dieser Herrscher nur mit uns vor?«
»Ich weiß es auch noch nicht, Vanillia, aber wir werden auf alle Fälle den Spieß umdrehen müssen. Du suchst jetzt deinen „Vater“ und sagst ihm, du hättest den »Schatz« nicht gefunden. Ich werde euch nachschleichen und dann versuchen herauszufinden, was der Mistkerl vorhat. Dann müssen wir irgendwie versuchen, wieder aus dieser Zwischenwelt herauszukommen.«
»Okay, Opa, ich werde dir helfen - ich vertraue dir. Soll ich gleich den Gang zurückgehen und nach „Vater“ rufen?«
»Ja, Vanillia, genauso machen wir es machen. Ich werde vorsichtig hinter dir hergehen. Du brauchst keine Angst haben, ich passe auf, dass dir nichts passiert.«
Er umarmte Vanillia kurz aber intensiv und ließ sie dann trotz mulmigen Gefühls ziehen. Vanillia hatte die ganze Situation merklich mitgenommen. Es hatte sich gestern so gut angefühlt mit ihrer kleinen Familie. Und ihre sogenannte Mutter war eigentlich wirklich nett zu ihr gewesen. Sie hatte diese Frau sofort in ihr Herz geschlossen.
Vielleicht ist die Frau des Herrschers ja gar nicht so schlimm und steht nur unter seinem Einfluss. Der Herrscher ist eigentlich auch ganz nett. Opa hat ja erzählt, dass die beiden vorher voller Runzeln und Eiterherde waren. Erst als die Invasion auf die fünf Kontinente gescheitert war, waren diese im Gesicht verschwunden. Vielleicht sind die beiden ja doch auf dem Weg, wieder gute Menschen zu werden und haben vom lieben Gott eine neue Chance bekommen.
»Ich wünsche es dieser Frau«, murmelte Vanillia verzweifelt, »Papa - Papa, wo bist du?«
Der Herrscher blieb stehen. Da ruft jemand Papa. Chania? Bist du es? Dann fiel ihm ein, dass es wahrscheinlich nur Vanillia war und eine große Traurigkeit überfiel ihn. Wenn er es nicht schaffen würde auf die Erde zu kommen, könnte er Chania nie mehr wiedersehen und das wollte er nicht riskieren.
Und so ganz nebenbei werde ich mich rächen und auf der Welt für etwas Unruhe sorgen!
»Vanillia, mein Schatz, bist du das? Wo bist du?« rief er so laut er konnte. Durch seine tiefe Stimme klang das wie eine Drohung und Vanillia zuckte zusammen.
Hoffentlich bekomme ich keinen Ärger, dass ich Opa nicht gefunden habe. Er wird darüber bestimmt sehr erzürnt sein.
»Papa, hier bin ich«, rief Vanillia schüchtern, »ich habe mich verlaufen und finde nicht mehr zurück. Papa, ich habe Angst.« Sie versuchte möglichst hilflos zu klingen und hoffte, den Herrscher milde zu stimmen. Sie wollte den männlichen Beschützerinstinkt in ihm wecken.
Es wirkte tatsächlich. Im Herzen des Herrschers machten sich tatsächlich väterliche Gefühle breit. Sein Mädchen irrte verloren in den Gängen des Untergrundes. Er musste sofort zu ihr eilen und ihr helfen und nahm die Füße in die Hand. Schnellen Schrittes folgte er Vanillias Stimme und schon bald sah er eine kleine Gestalt auf sich zukommen. »Vanillia, da bist du ja, mein kleiner Liebling.«
Der Opa, der ihr im geringen Abstand gefolgt war, hatte gerade noch den Schatten des Herrschers um die Ecke kommen sehen und versteckte sich schnell hinter einem Mauervorsprung. Von dort aus konnte er beobachteten, wie der Herrscher Vanillia in die Arme nahm. Der Opa glaubte seinen Augen nicht. Dieser böse Mann wirkte jetzt so ganz anders – ja fast freundlich.
Vanillia hat Recht, der Herrscher hat sich wirklich verändert. Vielleicht wird ja alles gut und er plant keine neuen Gemeinheiten mehr. Vielleicht will er die Welt ja gar nicht mehr beherrschen.
Vorsichtig schlich er den beiden zurück ins Schloss. Vanillia, die schon Angst gehabt hatte, der Herrscher würde sie schimpfen, war froh, als er sie wortlos in die Arme genommen hatte. Insgeheim brodelte es im Herrscher, doch er ließ sich nichts anmerken.
Vielleicht hat der Opa ja doch eine Möglichkeit gefunden und ist gar nicht mehr in der Zwischenwelt. Ansonsten hätte er sich doch gemeldet und Vanillia hätte ihn gefunden. Ich werde das einfach aufschieben und zuerst die Welt verändern. Der Opa kann warten, aber noch einmal spuckt er mir nicht in die Suppe! Der Herrscher fing übers ganze Gesicht an zu grinsen.
»Was findest du denn so lustig, Papa?«, fragte ihn Vanillia unsicher. Die gute Laune des Herrschers irritierte sie etwas, da sie eigentlich ein Donnerwetter erwartet hatte.
»Ist schon gut Vanillia, ich freue mich nur auf das gute Mittagessen deiner Mutter. Der lange Marsch hat mich sehr hungrig gemacht.«
Vanillia seufzte. Männer sind echt komisch, immer denken sie nur an Essen.
Die Mutter empfing beide freundlich. Der Tisch war bereits gedeckt und das Essen roch köstlich und brodelte auf dem Herd.
»Na ihr Schatzsucher, habt ihr den ‚Schatz Opa‘ gefunden?«, fragte sie die beiden.
Der Herrscher knurrte etwas wie »sie hat sich verlaufen« und ließ sich am gedeckten Tisch nieder. Er wollte einfach nur noch Essen. Vanillia schüttelte den Kopf, auch sie hatte keine Lust über ihre Expedition in den Untergrund sprechen. Die Frau des Herrschers schüttelte kurz den Kopf, widmete sich dann aber wieder ganz ihrem Essen.
Die beiden sind aber merkwürdig. Scheinbar war das Ganze doch nicht so lustig.
Der Opa hatte sich in einem Nebenraum hinter einem Vorhang versteckt und die Szene beobachtet. Er wartete einfach ab, was weiter passieren würde und betrachtete die Frau nachdenklich, sie gefiel ihm sehr.
Die Frau hat sich ganz schön verändert. Sie ist so freundlich und so nett. Kein Wunder, dass sich Vanillia in ihrer vermeintlichen Familie so wohl gefühlt hatte. Ob ich dem Herrscher und seiner Frau nicht Unrecht getan habe? Vielleicht haben sich die beiden ja geändert, das wäre ja zu schön um wahr zu sein.
»Vanillia, mach dir keine Gedanken, wir werden unser Spiel ein anderes Mal weiterspielen. Du wirst dein Geschenk, den Opa, schon noch bekommen, das verspreche ich dir«, säuselte der Herrscher und tätschelte dabei Vanillias Haare. Merkwürdigerweise empfand sie das nicht einmal als unangenehm, denn eigentlich mochte sie diesen Mann, zumindest jetzt, wo er sich geändert hatte.
»Ihr müsst erst mal ein paar Tage ohne mich auskommen, denn ich habe Wichtiges zu erledigen. Ich werde morgen ganz in der Früh das Haus verlassen.«
»Wichtiges zu erledigen? Was soll hier so wichtig sein. Heckst du wieder mal was aus?«, erkundigte sich seine Frau neugierig.
»Nichts, was für dich von Bedeutung wäre, mein Schatz - es sind nur Geschäfte.«
Damit gab sich die Frau zufrieden, denn sie fragte nicht weiter nach, was Vanillia etwas verwunderte. Deshalb hielt es auch Vanillia für besser, ihn nicht danach zu fragen. Der nächste Morgen kam und der Herrscher wollte gleich nach dem Frühstück aufbrechen. Vanillia beschloss ihm zu folgen. Die Frau des Herrschers war mit ihrer Hausarbeit beschäftigt und bemerkte nicht, dass auch Vanillia das Haus verließ und dem Herrscher nachschlich.
Schon nach ein paar Schritten machte dieser allerdings kehrt und ging zurück in die Gänge des Schlosses. Er wollte Luzifer erneut in der Hölle besuchen. Vanillia folgte ihm in sicherem Abstand. Der Opa hatte alles mitbekommen und folgte wiederum den beiden. Als Vanillia sah, wohin der Herrscher ging, bekam sie einen fürchterlichen Schrecken. Der Vorraum der Hölle, indem ihr Vater jetzt verschwand, kam ihr irgendwie bekannt vor, doch sie konnte sich an nichts erinnern. Sie fühlte dennoch ein unangenehmes Kribbeln im Bauch, so als wäre sie schon mal in diesem Raum gewesen und auch der eigenartige Geruch, der an faule Eier erinnerte, kam ihr bekannt vor.
Der Herrscher blieb am Ende der Höhle stehen und rief: »Luzifer komm heraus aus deiner Hölle. Ich bin wieder da!«
Es gab einen lauten Rums. Es war ein roter Feuerball, der neben dem Herrscher aufschlug und ihn mit rotem Rauch umhüllte.
Der Herrscher musste husten, denn der Rauch würgte an seinem Gaumen. Schon wieder dieser scheiß Rauch, ich hasse diesen Schwefelgeruch.
Irgendwie hasste er Luzifer und seine Scherze gingen ihn manchmal zu weit, doch er musste für die geplante Sache gute Miene zum Spiel machen.
»Luzifer, mein Freund, bist du es?«, säuselte er.
Der Rauch lichtete sich und Vanillia sah einen roten Mann mit Hörnern und einem langen Schwanz neben dem Herrscher stehen. Vanillia zuckte zusammen.
Das muss der Teufel sein. Der Herrscher macht also tatsächlich Geschäfte mit dem Teufel! Der Opa hat Recht, der Herrscher ist ein schlechter Mensch!
Irgendwie hatte sie gehofft, dass der Herrscher sich mittlerweile zum Guten gewandelt hatte. Aber das Böse zog ihn scheinbar immer noch magisch an. Vanillia war sehr enttäuscht.
Der Opa war schon vor der Vorhölle stehen geblieben. Er traute sich nicht zu Vanillia zu gehen, sondern betrachtete die Szene, die sich ihm bot, aus einiger Entfernung. Innerlich musste er über das Gehabe Luzifers lachen, der sich noch glühend und Funken spritzend, auf seinen Dreizack gestützt, vor dem Herrscher aufbäumte. Er wollte ihm wohl imponieren.
»Musst du immer eigentlich immer so einen Lärm und Gestank machen, Luzifer? Und pass ja auf deinen Funkenflug auf!« entgegnete der Herrscher barsch und rümpfte die Nase.
Dieser lachte und bäumte sich vor ihm auf. »Ich wollte dir nur Respekt einflößen, damit du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst und mich nochmal hintergehst. Aber damit das klar ist, dieses Mal machen wir halbe halbe mit allem!«
»Ist ja schon gut, Luzifer. Wirst schon nicht zu kurz kommen. Dafür erwarte ich aber auch einiges von dir! Wie komme ich jetzt von hier aus auf die Welt?«
»Das ist komfortabler als du denkst, mein Freund«, lachte Luzifer und brachte den Herrscher in einen Nebengang der Vorhölle. Der Herrscher staunte nicht schlecht, als am Ende des Ganges, ein gläserner Aufzug auf ihn wartete. Dieser erinnerte ihn an einen Zukunftsfilm. Man sah nicht viel, nur einen gläsernen Aufzug, der an einer Art Glasfaserkabel hing – einem Kabel, das bläulich schimmerte. Um den Aufzug herum loderten die Höllenfeuer.
»Du bist ein ganz schöner Hund Luzifer! Ich muss schon sagen, der sieht sehr futuristisch aus. Schießt du ihn mit deiner Höllenfeuerenergie hoch? Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich so komfortabel in die Welt reisen könnte. Kann ich diesen Aufzug jederzeit benutzen und damit auch wieder zurück in die Zwischenwelt?«
»Natürlich! Ein paar hochrangige Freunde von den Freimaurern haben mir dabei geholfen, diesen Aufzug zu bauen. Sie gehören zu den mächtigsten Menschen der Welt, die in meinem Sinne handeln und mein Werkzeug sind. Hier hast du einen Spezialschlüssel. Du darfst ihn aber nicht verlieren, sonst kannst du nicht zurück in die Zwischenwelt. Es gibt nur drei Schlüssel davon, die anderen zwei liegen unter diesem Stein. Du wirst in einem dieser noblen Etablissements landen. Die Frauen, die dort arbeiten, gehören zu mir und sind dazu da, die Mächtigen dieser Welt zu beeinflussen. Ich werde sie informieren, dass sie dir helfen sollen, diesen Alban zu finden. Übrigens ist der auch ein Mitglied der Freimaurer, dafür habe ich damals gesorgt. Er war immer schon ein kleiner machtbesessener Kerl, der das Angebot zu den Mächtigen dazuzugehören, nicht ausschlagen konnte. Naja, bei den Genen – hä hä.«
»So, so, Luzifer, du hast das also schon vor langer Zeit eingefädelt und der arme Kerl ist dir voll auf den Leim gegangen. Kein Wunder, dass er so rücksichtslos und hart geworden ist. Das wird ein toller Mitspieler für unser Spielchen. Ich danke dir vielmals, mein Freund. Wenn meine Mission beendet ist und ich wieder hier bin, werden wir gemeinsam überlegen, wie es weitergehen soll.«
Luzifer nickte. Er dachte an seinen möglichen Sohn.
Der Herrscher betrat den Aufzug und steckte den Schlüssel in einen beleuchteten roten Schlitz. Die Türe des Aufzug schloss sich und dieser fuhr mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit nach oben. Nachdem der Boden des Aufzugs auch aus Glas war, sah er kurz das Höllenfeuer unter sich, das versuchte den Aufzug nachzueilen. Eine kurze Zeit wurde es richtig heiß in der Kabine, als er durch flüssige Magma fuhr, die den Aufzug jedoch nicht hindern konnte, weiter nach oben zu schießen. Dem Herrscher blieb beinahe die Luft weg, er bekam Schnappatmung und hatte das Gefühl zu ersticken. Sein Puls floss langsam wie ein Lavastrom durch seine Adern und er war kurz davor ohnmächtig zu werden. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er sah jetzt wie ein Vampir aus. Dann wurde es wieder etwas kühler in der Kabine und auch die Luft war merklich frischer. Endlich blieb der Aufzug stehen. Seine Atmung beruhigte sich etwas und sein Kreislauf wurde stabiler. Die Türe des Aufzugs öffnete sich und mit ihm eine Wand und gab einen roten Raum frei, in dem ein rotes Sofa stand.
Das Etablissement „Verdorben und verrucht – da bleibt nur noch die Flucht“
‚Schon wieder ein roter Raum‘, schmunzelte er innerlich und fing an zu lachen. Von seinem Aufzug aus konnte er auf eine Türe, auf der gegenüberliegenden Seite sehen. Noch etwas benommen betrat der Herrscher das Zimmer. Mit einem kurzen Klick schloss sich die Türe des Aufzuges wieder und verschmolz mit der roten Wand. Schließlich war, bis auf ein kleines Schlüsselloch, nichts mehr davon sichtbar.
‚Das ist ja genial‘, dachte er, dahinter würde niemand einen Aufzug vermuten. Ein kurzes Rauschen und schon war der Aufzug wieder verschwunden.
Der rote Raum war bis auf ein rotes Sofa leer, nur die eine Türe führte aus ihm hinaus. Ohne zu zögern ergriff der Herrscher die Klinke, öffnete die Türe und fand sich in einem Raum mit einer langen Bar wieder. Dort herrschte bereits reges Treiben. Ältere Männer saßen lässig und erwartungsvoll auf ihren Barhockern und wurden von ein oder zwei blutjungen Mädchen umgarnt. Diese waren von unterschiedlichster Rasse, alle leicht und sexy bekleidet und ließen sich von den Männern zu Champagner einladen. Nachdem die Gläser ausgetrunken waren, gingen die Mädchen, eine nach der anderen, mit den Männern auf die Zimmer. Der Herrscher bemerkte allerdings, dass der Barmann den Mädchen vorher noch irgendetwas in den Champagner rein träufelte.
Wieso tut der den Mädchen etwas ins Glas und vor allem was? Werden sie so gefügiger und gleichgültiger? Sind das möglicherweise Sextropfen?
Eine Frau mittleren Alters, ganz in Latex gekleidet, hatte den Herrscher bemerkt und kam auf ihn zu.
»Du musst sein Freund sein, ich habe dich erwartet. Ich bin Silka und das ist mein Etablissement. Mein Boss hat mich bereits informiert. Wie ich erfahren habe, willst du einen gemeinsamen Freund kennenlernen. Sag ihm ja nicht wer du bist und dass ich den Boss kenne. Dieser Alban berät mich schon lange in geschäftlichen Dingen, weiß aber von meiner dunklen Seite nichts. Er hat leider ein gutes Herz und würde das nicht verstehen, außerdem ist er seit 20 Jahren mein Sklave.«
»Sklave? Bist du eine Domina?«
»Nur manchmal. Dieser Alban hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung und steht ab und zu auf so etwas. Ich selber bin eigentlich eine brave Ehefrau und arbeite bei der Arbeiterwohlfahrt. Das ist allerdings nur Tarnung, damit ich genügend Zeit und Freiraum habe, um mich meinen eigentlichen Geschäften zu widmen. Hochrangige Politiker und Staatsanwälte gehören zu meinen Kunden. Luzifer bezahlt mich sehr gut für meine Dienste. Ich hoffe, mein Süßer, du wirst dich auch erkenntlich zeigen?«
»Es wird nicht dein Schaden sein, wenn du mir hilfst! Sag mal, weiß dein Mann von deinen Geschäften?«
»Nein, ich mache das mit den Clubs noch nicht solange. Sie gehörten meinem verstorbenen Liebhaber, für den ich vor Jahrzehnten gearbeitet habe. Ich habe das alles geerbt und Alban hilft mir bei der Abwicklung der Erbschaft. Mein Mann ist ein armer Musiker und weiß nichts von meinem Doppelleben und so soll es auch bleiben. Durch meinen Job war ich früher schon öfters auf Schulungen und hatte so Gelegenheit, ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Die Männer sind ja so redselig beim Sex. Wichtige Informationen leite ich dann alle an Luzifer weiter. So bekommt er immer wieder neue Kundschaft.«
»Du scheinst ja ganz schön abgebrüht zu sein, meine Liebe. Ein richtiges kleines Luder … du würdest gut zu mir und meinen Geschäften passen. Meine Frau hat von alldem auch keine Ahnung. Sag mal, wann und wo kann ich diesen Alban treffen? Ich habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen, das er nicht ablehnen kann.«
»Er wird morgen wieder hier sein! Hier hast du einen Schlüssel, du kannst heute Nacht in meinem Spielzimmer übernachten.« Die Augen des Herrschers begannen zu glänzen und er grunzte. Die Lüsternheit lag auf seinen Augen und in Gedanken machte er schon die wildesten Spielchen mit dieser Silka.
»Ich - äh vielen Dank du Süße. Willst du mir nicht später etwas Gesellschaft leisten? Ich wüsste da ein paar tolle Spielchen, du wirst es nicht bereuen.« Er leckte sich dabei genüsslich und lüstern die Lippen. Silka lächelte ihn sinnlich an, nahm ihn dann bei der Hand und brachte ihn in ein schwarz-rotes Zimmer.
»Und lass die Finger von dem Spielzeug! Das ist nichts für kleine ungehorsame Jungs«, ermahnte sie ihn lüstern und verließ dann den Raum. »Vielleicht komme ich später mal nach dir schauen.«
Der Herrscher grunzte erneut laut. Die Art des Zimmers war ihm egal, sie förderte sogar seine Fantasie. Er legte sich in voller Montur auf das Bett, das mit roter Seidenwäsche bezogen war. Der Duft, der ihm von dort entgegenkam betörte seine Sinne, er roch förmlich die Lust. In freudiger Erwartung hing er seinen lüsternen Gedanken nach, die ihn allerdings auch sehr schnell schläfrig werden ließen.
Morgen ist auch noch ein Tag und vielleicht besucht mich ja Silka noch. Sie ist zwar keine Schönheit, aber auf ihre Art, hat sie dennoch was. Kein Wunder, dass Luzifer und dieser
Alban ab und zu Spaß mit ihr haben.
In der Zwischenwelt haderte Vanillia mit sich.
Soll ich dem Herrscher nachreisen? Wo die beiden anderen Schlüssel sind, hat der Teufel ja gesagt. Doch was soll ich auf der Welt, in irgendeiner fremden Stadt? Wie soll ich meine richtige Familie finden, ich kenne sie ja nicht mal.
Sie wünschte sich ihr Gedächtnis zurück.
Luzifer hatte den Raum verlassen und ging wieder zurück in seine Hölle, dieses Mal jedoch ohne großes Tamtam. Der Opa hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft ein Stück zurückzugehen, um nicht vom Teufel entdeckt zu werden. So sah er auch nicht, dass sich Vanillia einen der beiden Schlüssel schnappte und in Richtung Aufzug ging. Als er anschließend den Raum erneut betrat, sah er, wie Vanillia den gläsernen Aufzug betrat. Er wollte sie noch aufhalten.
»Vanillia bleib hier!«, rief er ihr noch nach, aber sie hörte ihn nicht mehr.
So ein Mist, jetzt ist sie auch noch weg. Hoffentlich passiert ihr nichts. Sie ist doch noch so jung und unbedarft. Wie wird sie reagieren, wenn sie tatsächlich in einem dieser Clubs landet. Wenn sie nur einer dieser Drecksäcke anrührt, bringe ich ihn um.
Vanillia fuhr in atemberaubender Geschwindigkeit hoch in die Welt. Ihr schmächtiger Körper wurde durch den heftigen Druck an die Wand des Aufzugs gepresst und es nahm ihr wie zuvor dem Herrscher, fast den Atem. Sie bekam ein hochrotes Gesicht, der Hitzeschwall erreichte ihre Eingeweide und ließ sie kurz aufkochen, bevor sie anschließend Kreidebleich, mit weit geöffneten Augen harrte der Dinge harrte, die folgen würden. Fast hätte ihr Kreislauf versagt, sie war kurz davor ohnmächtig zu werden. In dem Moment, als ihre Beine zusammensacken drohten, blieb der Aufzug abrupt stehen. Wie vorhin beim Herrscher, ging die gläserne Türe zusammen mit der Wand auf und sie blickte auf den roten Raum. Noch etwas benommen, musste sie sich erst mal sammeln und brauchte deshalb etwas länger aus dem Aufzug zu steigen. Der viele rot machte ihr Angst. Bin ich hier richtig? Was mache ich hier? Maximus – Maximus warum bist du nicht hier und hilfst mir?
Sie nahm all ihren Mut zusammen und betrat den Raum und wollte sich auf die Couch setzen um auszuruhen. Plötzlich ging die Türe auf. Vanillia verharrte und hielt gespannt die Luft an. Ein älterer Mann wollte sich dort mit zwei jungen Frauen vergnügen und hatte wohl den falschen Raum erwischt. Der Mann starrte Vanillia gierig mit seinem vor Erregung und Alkohol geröteten Gesicht an. Auf seiner Stirn glänzte der Schweiß und aus seinen Augen quoll das Verlangen. In ihnen lag ein Ausdruck, der Vanillia frösteln ließ. Sie wurde nicht so herzlich wie der Herrscher begrüßt.
»Frischfleisch, hier ist Frischfleisch!«, grunzte der Mann gierig und versuchte Vanillia zu berühren. Eine feuchte Hand streifte ihre Wange, mit der anderen versuchte er sie in den Po zu kneifen. Vanillia spürte in diesem Moment, wie das Adrenalin durch ihre Adern jagte und konnte ihm gerade noch ausweichen. Panisch flüchtete sie und landete schließlich in der Bar. Der ältere Mann lief ihr lüstern nach, wurde aber von einer älteren, in Latex gekleideten Frau, gestoppt.
»Lass sie zufrieden, du alter Dackel!«, knurrte sie ihn mit ihrer dunklen Stimme an. »Du hast doch schon zwei meiner rassigsten Täubchen, vergnüge dich damit.«
Sie nahm das merklich verstörte, zitternde Mädchen beiseite und führte sie in einen Nebenraum. Vanillia ließ es dankbar geschehen.
»Woher kommst du her mein Kind?«, säuselte sie und betrachtete Vanillia abschätzend. Dabei strich sie ihr über das seidene Haar. Ein Frösteln überlief Vanillias Körper und schien ihn mit Eiskristallen zu überziehen. Sie wollte antworten, doch der Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, ließ sich nicht so schnell vertreiben. Ihre Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut aus ihrem Munde.
»Du brauchst keine Angst haben mein Kind, ich werde mich um dich kümmern.« Die Augen der fremden Frau wurden plötzlich ganz weich und verloren sich in Vanillias Augen. Beschützende Mutterinstinkte, ein kurzer Gedankenblitz an ihre Abtreibung vor einigen Jahren, ließen ihr Herz kurz erweichen und lösten so die Eiskristalle an Vanillias Körper und ihre Starre. Ihre Tochter würde jetzt etwa im Alter des Mädchens sein. Ob sie wohl auch so hübsch wäre? Die Vergangenheit lag plötzlich wie ein dunkles Loch vor ihr. Sie sah damals nur diesen einen Ausweg. Wenn ihr Mann das wüsste, hätte er ihr niemals verzeihen können.
Vanillia fand ihre Worte wieder. »Ich, ich bin Vanillia. Ich weiß nicht, wo bin ich denn hier?«, erwiderte sie schüchtern. Die ganze Sache war ihr nicht geheuer. Sie fühlte sich unwohl und wäre am liebsten sofort weggelaufen. Die Frau, in die Realität katapultiert, nahm ihr Handy, und wählte eine Nummer. Kalt grummelte sie etwas, das Vanillia nicht genau verstand. Es war so etwas wie: »Ich habe Nachschub für dich.«
Unter diesem Ausdruck konnte Vanillia sich nichts vorstellen und blickte die Frau mit großen Augen fragend an.
»Wer sind sie und was wollen sie von mir? Ich will hier sofort raus. Ich muss meine Familie suchen und den Herrscher.«
»Deine Familie? Den Herrscher? Was redest du für Unsinn mein Kind. Stehst du unter Drogen? Bist du deshalb so blass?«
»Drogen? Was sind denn Drogen?«
Vanillia wusste nicht über was die Frau redete und schüttelte ihren kleinen Kopf.
Auch die Frau schüttelte den Kopf. »Was bist du nur für ein merkwürdiges Mädchen. Du scheinst etwas ganz Besonderes zu sein. Das werden meine Kunden lieben.«
»Kunden? Was für Kunden?«, fragte Vanillia.
Dann klopfte es und ein glatzköpfiger großer Mann mit Goldkette betrat das Zimmer. Er hatte etwas furchteinflößendes in seinem Gesichtsausdruck und musterte Vanillia von oben bis unten abschätzend. Seine dunklen Augen durchbohrten sie wie Pfeile und ließen sie frösteln.
»Ist die noch Jungfrau?«, raunte er, »viel ist ja nicht dran an ihr und so blass wie die ist, werden die Männer Angst haben, dass sie zerbricht.
Entsetzt starrte ihn Vanillia an. Sie verstand zwar nicht genau was der Mann von ihr wollte, aber es konnte nichts Gutes sein. Ihr kleines Herz begann heftig gegen ihre Rippen zu schlagen und sie begann jetzt wie Espenlaub zu zittern. Die Frau schalt den Mann und knurrte ihn an: »Du machst dem Kind Angst. Willst du jetzt ein Geschäft machen, oder lassen wir´s?«
»Na gut, wenn sie es noch ist, bekommst du tausend. Nimmt sie Drogen?«
»Weiß nicht, kann sein. Sie weiß allerdings nicht mal was Drogen sind.«
Der Mann musterte sie erneut. Vanillia fühlte sich, als würde sie nackt vor ihm stehen. Sein Blick verursachte im Nacken einen eiskalten Schauer. Es fühlte sich an, als ob tausend Nadeln in ihren Rücken stechen würden. Der Mann war ihr mehr als unangenehm.
Dieses rassige Kätzchen würde ich mir am liebsten selber vornehmen. Er leckte sich lüstern über seine Lippen und rieb sich kurz im Schritt. Dann nickte er und seine Miene erhellte sich.
»Okay, das Geschäft geht klar. Bereite sie bis morgen vor. Ich werde wiederkommen und einen Kunden mitbringen. Sagen wir so gegen 20 Uhr?«
»Das ist gut! Und jetzt verschwinde, bevor das Mädchen noch mehr Angst vor dir bekommt. Komm mit mein Kind, ich werde dir was zum Essen und Trinken geben.«
Der Glatzkopf verschwand und hinterließ einen unangenehmen Geruch im Raum. Eine Mischung aus Alkohol und Schweiß und einer dritten Note, die Vanillia nicht kannte. Sie verzog angewidert das Gesicht und ein Würgegefühl reizte ihren Gaumen. Ihr Magen rebellierte und zog sich krampfend zusammen. Sie wünschte sich, niemals in diesen Aufzug gestiegen zu sein. Doch die Frau ließ ihr keine andere Wahl, sie musste mit ihr mitgehen. Vielleicht beruhigt sich ja mein Magen, wenn ich etwas esse. Wo bist du nur Maximus?
In der Vorhölle versuchte der Opa verzweifelt, mithilfe des Schlüssels, in den Aufzug zu kommen. Doch die Türe blieb ihm verschlossen. Er durfte wohl die Zwischenwelt nicht verlassen und konnte somit Vanillia auch nicht helfen. Er fluchte innerlich.
Verdammt, die Kugel, ich brauche die Kugel. Vielleicht kann ich durch sie mit Maximus Kontakt aufnehmen. Ich muss Vanillia finden und ihr helfen. Ich spüre, dass sie in großer Gefahr ist.
Die Angst um sie hängte sich wie ein schwerer Sack um seine Schultern und ließ ihn mühsam zurück ins Schloss schlurfen. Dort begann er systematisch nach der Kristallkugel zu suchen. Stundenlang irrte er umher, immer auf der Hut, nicht von der Frau des Herrschers entdeckt zu werden. Im Schlafzimmer des Herrschers wurde er endlich fündig. Die Kugel lag auf dem Nachttisch auf einer roten Samtdecke. Der Opa nahm sie vorsichtig in die Hände, sie leuchtete auf und der Raum wurde kurzzeitig von einem magischen weißen, grellen Licht erhellt. Der Opa hätte beinahe vor Schreck und Angst entdeckt zu werden, die Kugel fallen lassen. Dann war es, als wäre nichts geschehen. Die Kugel lag friedlich in seinen Händen und wärmte diese auf angenehme Weise. Behutsam strich er über die Kugel und trug sie vorsichtig aus dem Schloss hinaus. Auf der Blumenwiese machte er Halt und setzte sich gemütlich auf einen größeren Stein. In Gedanken versunken, drehte er die Kugel zwischen seinen Finger und wartete darauf, dass etwas passieren würde.
»Wie funktionierst du, Kugel?«, fragte er sie.
Diese antwortete wieder mit einem kurzen Aufleuchten.
Der Opa zuckte mit den Schultern. »Und was jetzt? Was soll ich tun?« Sachte rieb er über die Kugel und dachte an seinen Enkel Maximus. Wie geht es ihm wohl gerade? Ob Chania bei ihm ist? Ich habe Sehnsucht nach euch allen. Hilf mir doch Kugel und zeige mir wo sie alle sind.
Die Kugel verstand wohl seine Gedanken und dankte es ihm damit, dass sie jetzt ganz klar wurde. Er sah Maximus und Chania im Kaminzimmer sitzen. Vor Ihnen lag das dicke Vamuraibuch verschlossen auf dem Tisch. Die beiden schienen traurig und Chania kuschelte sich an Maximus.
»Maximus! Hier ist dein Opa! Chania, mein Liebes, hörst du mich?« rief er. Seine Lippen berührten beinahe das Kristall. »Maximus, deine Schwester braucht deine Hilfe. Du musst ihr helfen!«
»Hast du das auch gehört, Chania?«, rief ich skeptisch. Chania nickte, auch sie hatte die Stimme gehört. Wie gebannt blickten wir auf das Vamuraibuch und warteten, dass etwas passieren würde, doch es lag noch genauso da, wie vor ein paar Minuten.
»Vamuraibuch? Sprich bitte weiter. Was willst du?«
»Nein, Maximus, es spricht nicht das Vamuraibuch. Ich bin es, dein Opa! Die Kristallkugel hilft mir mit dir Kontakt aufzunehmen.«
»Die Kristallkugel! Opa wo bist du?«
»Ich bin noch hier in der Zwischenwelt, aber der böse Herrscher hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und ist bereits auf der Welt. Vanillia ist ihm nachgereist, ich glaube sie ist in großer Gefahr. Du musst ihr helfen!«
»Ein Pakt mit dem Teufel? Das glaub ich jetzt nicht. Und Vanillia konnte fliehen? Wo ist sie denn?«
»Ich weiß es nicht genau. Du musst mit Marie, Steffi und deren Mutter Kontakt aufnehmen.«
»Wieso denn? Wir haben längere Zeit nichts von ihnen gehört. Und warum die Mutter? Wie sollen die uns helfen können, Vanillia zu finden?«
»Genau weiß ich es auch nicht«, seufzte der Opa, »ich weiß nur, dass ein alter Freund der Mutter, namens Alban, dort morgen geschäftlich hinfährt. Er ist mit dieser Clubbesitzerin befreundet und berät sie in einer Erbschaftsangelegenheit. Nur durch ihn können wir diesen Club finden. Der Herrscher wird bestimmt auch dort sein.«
»Ein Club?«, fragte ich ungläubig, »was soll das sein?«
»Nun ja mein Junge, das ist eigentlich nichts für dich. Dort verkaufen Frauen ihren Körper.«
»Ich glaube es nicht! Vanillia, meine kleine Schwester ist dort?«, rief ich empört aus und verzog angewidert mein Gesicht. »Ich muss sofort los, Chania. Sag bitte meinen Eltern Bescheid, dass ich Vanillia retten muss. Sie werden Verständnis haben für meinen schnellen Aufbruch.«
»Kannst du mich nicht mitnehmen, Maximus? Wenn mein Vater auch dort ist, möchte ich ihn sehen. Bitte Maximus - bitteeeee!«
»Gerade deshalb bleibst du hier Chania. Nur hier bist du vor ihm sicher. Außerdem bin ich als Fledermaus schneller und kann unerkannter bleiben. Mach dir keine Sorgen Kleines, es wird alles gut werden.«
Chania nickte beklommen.
»Beeil dich, Maximus. So ein Ort ist wirklich nichts für deine kleine Schwester.« Die Stimme hallte jetzt aus dem Vamuraibuch und fühlte weiter weg an.
»Danke Opa! Mach dir keine Sorgen. Ich schaff das schon und Vanillia wird bald bei mir sein. Danach werde ich dich aus der Zwischenwelt befreien. Pass gut auf die Kristallkugel auf, durch sie werden wir Kontakt halten können.«
»Mach dir keine Sorgen, mein Junge. Du musst dich beeilen!« Die Stimme war jetzt nur noch dumpf zu hören und das Wort beeilen hallte wie das Echo in den Bergen.
Wie wird es weitergehen?
Was heckt der Herrscher der Zwischenwelt gemeinsam mit Luzifer aus?
Welche Rolle haben hier die Kinder- und Jugendlichen der Welt ?
Lasst Euch überraschen, es wird noch ganz schön zur Sache gehen :)